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OFLGBI
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|‘Textheft 2ur Schallplatte ,,Neue Flugblattlieder"* (US 31) _¢ Walter Mo&mann
im TRIKONT-Verlag, Kistlerstr. 1, 8000 Minchen 90NOCH MeéH
FLUGBIATTLICDER
Die Lebensiuferungen der improvisierenden Genossen
auf der ersten Flugblattlieder Platte baben nicht iiberall
belle Freude ausgeldst. Manche Hérer fibleen sich ange-
regt, andere echt belistgt. (Immerbin, das scbaffe in
vielen linken Wobngemeinscbaften nicht einmal Jonny
Cash). Einer schrieb, als ibm der ,Tonklump’ grad so
richtig widerwirtig war, babe er das Liederbeft ent
deckt und sich die Lieder eben selber — besser ~ ge
spielt. Und das ist ja wobl der Sinm der Sacbe: ob euch
unsere Art au singen, gefille, kann niemand wissen; vel:
leicht interessiert es euch (desbalb weiter binten nach
einige Anmerkungen zum Arrangement). Uns interes
siert dann allerdings, was aus diesen Liedern gemacht
wurde, wie sie sich im Gebrauch verindern. Vor allem
von den Wybl-und Berufsverbot-Liedern baben wir
jetzt die unterschiedlichsten Fassungen (erweitert, ver
hhirat, auf jeden Fall umgesungen) gebért, und es war
sebr spannend 2u sebn, wie sich so ein Lied zwischen
Wiew und Basel und Kiel verwandeln kann, In der Do-
kumentation zum Streik bei Volvo in Dietzenbach
and ich eine Fassung des Liedes vom Betriebsfrieden,
iiber die icb zwerst sauer war. Denn der formale Auf-
baw itber die Frage ,Na, wer denn ~ na, wie denn
nna, wo denn’ war durch Weglassen von drei Strophen
aputt gegangen. Da fiel mir auf, dap es gerade die
Stropben gegen die Gewerkscbaftsfibrung und die
regierenden Sozialdemokraten waren, dann fiel der
Groschen. Der Streik bei Volvo mufte eben nicht ge
gen die Gewerkschaft (wenn auch mit leisem Druck
20n unten) gefibrt werden, sondern mit ibr. Also
twaren die drei Stropben, die in einer anderen Situa-
tion mal richtig waren, jetzt schiidlicb. Und diese
Logik ist bundertmal wichtiger als die Logik einer
ausgekligelten Liedform.
Sebr ermutigend finde ich, wie in den letzten Jabren
‘bunderte von brauchbaren politischen Liederm ver
breitet wurden: auf einfachen Zetteln, kleinen Hef-
ten, Broscbiiren, auf nicbt-kommerzellen Platten.
So bat 2.B. die Tatsache, daf in der ganzen BRD
Biirgerinitiativen gegen AKW arbeiten, dazu gefitbre,
dof auf schnellstem Weg Lieder ausgetauscht wurden,
obne daf der Medienapparat und kommerzielle Pro-
motion nétig gewesen wire. Gewif, es ist nicht
scblecbt, wenn aus dem Radio und dem Fernseben
ol
auch mal Lieder herauskomnen, die mit wnseren
Interessen was 2u tun haben, Aber wir haven es
nicht ndtig, uns dort anzubiederi wad einauschlei
eben. Wenn wir uns vom Erfolg auf einem dieser
Markee abbingig machen (was schneller gebt, als
einer merken kann), dann bat des Riickwirkungen
auf die Personen und die Arbeit. Der Markt zing?
uns Konkurrena auf und serstor? Solidaritit. Der
Marke produziert Idole wns: abgei-v bene Einzelper
sonen und zerstért die Be ischen wr.
Der Markt macht uns drogensicitig nach Ii
auch politischen, und entwerter unsere alleiglicben Er-
fabrungen, Das kennen wir ja in der Linken ganz gut.
Noch etwas zu einem Lied, das feble
Wabrend der Mord-Serie bewaffueter Gruppen, die
glauben, den Kampf gegen Unterdniickung 2u fidoren,
ist mir klar geworden, daB ich das ,Gefangenen-Lied
nicht vertreten kann. 1. Weil es ein Lied ber Stars ge
‘worden ist, und nicht iiber die Knastprobleme vieler,
die ich nicbt kenne. Das kann ich mir aber nicht aus
den Fingern saugen, daran mu ich erst arbeiten
2. Weil das Lied in der bisherigen Form offenbar filr
die Politik der RAF leicht 2u instrumentalisieven tar.
D.b. ich babe um der Solidaritit willen mit denen, die
gequilt wurden und werden, und wegen der notwendi
gen Einbeit im Protest gegen den Abrif der Rechts
Ruinen seit Stammbeim — um in der Terminologie 2u
bleiben — meine eigene politische Identitit’ nur ge
flustert. Das gebt aber nicht; wenn wir in den letzten
drei Jabren im Dreyecksland etwas gelernt haben, dann
eben eine grundsitzlich aydere Art von politischer Ar-
beit, als jene elitéren Verschworungen, die in jeder
Richtung zu Vernichtung und nichts fdbren.
Flugblattlieder kénnen sicb veriindern, oder werden
iberbolt.
Fiir die Freunde, mit denen ich zusammen diese Platte
gemacht babe, auch fir den Coverzeichner, gilt dassel-
be wie beim leraten Mal: In dieser freibeitlicben und
rechisstaatlicben Demokratie kann es sicb niemand
leisten, an solcben Liedern mitgearbeitet 2u baben,
‘wenn er/sie im Offentlichen Dienst ist oder gerwungen
ist, dabin 2u geben. Wir baben keine Lust, die Compu-
ter des Groen Bruders kostenlos 2u fittern.
10. Oktober 197 w.m.
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ALE Dect Keni Wt Seve,
Der zehnte Juli in Seveso
ist staubig und heif und normal
Da hat so mancher die Nase voll
und hat doch keine Wahl:
Entweder du gehst in die Fabrik
hast das Risiko und — das Moos
Oder dir ist dein Leben lieb
dann bist du arbeitslos
‘Das ist die Welt von Seveso
zehn Stunden von hier entfernt
‘Alle Welt kennt heute Seveso
‘was haben wir draus gelernt?
Da hiingt cine weilke Wolke
im Himmel von Seveso
Die kommt aus der La-Roche-Chemie
und fillt auf Seveso
in Giftstaub fallt vom Himmel
auf Mensch und Frucht und Tier
Da ist der Tod von Vietnam
auf einmal unser Bier
Da stirbt die Welt von Seveso
zchn Stunden von hier entfernt
‘Alle Welt schaut auf Seveso
was haben wir daraus gelernt?
ts. oe
OAS HAREN GIR DRAVS GELERNT &
Da war doch gestern eine Stadt
die heige heut Niemandsland’
Das Leben wurde stillgelegt
der Boden wird verbrannt
Die Menschen stehn am Stacheldraht
mit Trauer und Angst und Wut
‘Und wir fragen uns vor Fessenheim:
wie lang geht’s bei uns noch gut?
Wie weit ist eigentlich Seveso?
zehn Stunden von hier entfernt
Wir schaun erschrocken auf Seveso
____washaben wir draus gelernt?
Wir sehn die Frauen von Seveso
nicht in Hoffnung, sondern Not
Wie werden ihre Kinder sein?
blo8 Krippel, oder tot?
Der Erzbischof von Mailand treibe
mit ihnen seinen Spot:
,Die Krippel macht euch nicht La Roche
die Kriippel schenkt euch Gott"
Das ist der Trost fiir Seveso
und Gott ist weit entfernt
Der Bischof betet fir Seveso
der hat ja sonst nichts gelerntIn Ziirich, der BoB von Hoffmann-La-Roche
‘gewihrt ein Interview
Er sagt: Was soll denn das Geschrei
wegen einer toten Kuh?
Paar Hektar kaputt, paar Menschen krank
paar Krippel ~ vielleicht — na und?
Ich stopf der Bagage in Seveso
‘mit ein paar Lire den Mund!"
Dann wird die Akte ,Seveso"
von seinem Tisch entfernt
Der Bo8 zieht den Strich unter Seveso
der hat sein Geschaft gelernt
Da reden die Heren der Industrie
vom Fortschritt und seinem Preis
Sie halten den Kurs auf Macht und Geld
und halten die Weste wei
Und gibts Katastrophen, und gibts auch Krieg
fiir die ist das normal
Es geht nicht um uns aus Fleisch und Blut
es geht ums Kapital
Es geht auch nicht um Seveso
das ist doch cin kleiner Fisch
Und sowas fillt dann sowieso
bei denen unter den Tisch
Thr kennt die Geschichte von Marckolsheim
ihr kennt die Geschichte von Wyhl
Da kimpfen wir schon sechs Jahre lang
und manchem wirds zuviel
Doch viele haben begriffen: hier
steht alles auf dem Spiel
sEntweder das Leben — oder Profit’*
das ist der Sinn von Wyhl
Das ist der Sinn von Seveso
zehn Stunden von hier entfernt
LaGt uns das kalt in Seveso
‘oder haben wir was gelernt?
*Parole auf dem besetsten Platz in Wybl:
Fir das Leben — Gegen den Profit!"
Zur Ballade von Seveso:
Der Liedertext ist nebenbei geschrieben worden, als
die KKW-Nein-Gruppe Freiburg August/September
1976 die laufenden Informationen aus Seveso fiir die
Region um Wybl aufarbeitete. Das Ergebnis dieser Ar
beit waren Flugblatter, Artikel in Alternativ-Zeitungen
und ein Programm fir die Volksbochscbule Wybler-
swald,
Zum ersten Mal gesungen wabrend einer Kundgebung
gegen das Atomkraftwerk Fessenbeim am 19. Septem
ber 1976, nachdem eine Journalistin aus Mailand iiber
den Fall Seveso informiert hatte. Dann als Beitrag der
badisch-elsissischen Biirgerinitiativen am 30. Oktober
16 bei der ersten Demonstration in Brokdorf. Im Feb-
ruar 1976 vom stellvertretenden Intendanten Schwarz
kopf des NDR verboten, weil in der Zeile jetzt fragen
wir uns vor Fessenbeim...’ statt Fessenbeim ,an der
Elbe' eingefiigt worden war. Begriindung: damit wiirde
das Problem Brokdorf weiter emotionalisiert’. D.b.
offenbar, daf solche Lieder bei den Zubdrern Gefiible
ausldsen kénnten, was den Untertanen im Atomstaat
nicht mebr gestattet werden kann. Bisber wurde das
Lied veréffentlicht auf den Doppelalben ,Dreyeckland”
(Hrsg. Badisch-elsassiscbe BI) und ,Leben, kampfen,
solidarisieren’ (spanischer Kulturkreis Essen), auger
dem auf der ,1. dsterreichischen AntiAKWPlatte”
(Arbeitskreis Atomenergie Wien), gesungen von Eva
Pilz,
Die Melodie bat der amerikanische Liedermacher
Phil Ochs 1963 fiir sein Lied ,Lou Marsh’ geschrieben.
Phil starb im April 76, Selbstmord.00s AN Pik Zane one;
= ikZAWd HEED ODER
=! ~
$F =
: :
Der neudeutsche Zwiefache
(Die Einheit ist konkvet’)
Ob wir uns am Flie&band hetzen
oder Rock und Hose wetzen
vierzig Stunden im Biro
‘ob wir blauen Anton tragen
oder aber weike Kragen,
das tut jetzt mal nichts dazu
Ob wir deutsch sind bis in’ Knochen
und auf deutsche Rechte pochen,
so als wirn wir besser dran,
oder kommen aus dem Siiden
uunsre Knochen zu vermieten,
darauf kommt es jetzt nicht an.
Aber ob wir, wenn wir streiken,
unsre schdne Finhett zeigen
jung und alt und Frau und Mann,
‘oder heimlich Stunden stechen
und den Streik in Sticke brechen:
darauf, darauf kommt es an!
6
5 =
Bo pa singe ems naw, Dea nave TET QUR0 iS
p04
STERMHAGELCL. S$ Sinker DeR CHORAL,
VOR SKEW TROT TM Yuned™ TE
Ss
g
Die Stadt kauft ein, die Luft ist lau
a singt ein Mann, der Mann ist blau
Sternhagelvoll singt er’n Choral
Vom sien Trost im Jammertal
‘Was fir ein Jammer hat der wohl
Und was fr’n Trost im Alkohol?
Die Leute schaun zum Miinster hoch,
Der Mann pfeift aus dem letzten Loch,
Die Wermutflasche in der Hand
Steht der zum Abschu@ an der Wand,
Der fiel doch so vom Himmel nicht,
Der war doch mal mit mir auf Schicht.
Der war so krumm wie ich und du
‘Auf Arbeit ohne Lust und Ruh.
Dann arbeitslos, das alte Lied:
Die Krise bricht das schwachste Glied.
Verschlossen war ihm Tir und Tor
Im Winterschnee stand er davor.
Dann nach paar Monat Arbeitsamt
ist er nicht mehr ins Amt gerannt.
Er war nicht clever, und auch alt,
Und roch nach Schnaps, ihm war so kalt
Der Frithling kam, die Erd schlug aus,
Da war er reif firs Arbeitshaus.
Erst im Akkord ein armes Schwein,
Dann auf'm Mull, mit Stempelschein,
Dann blog noch die .soziale Last’
Hier mal ein Bruch und dort im Knast.
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Wenn einer so zu Boden fallt?
Der Bischof glanzt im Goldornat,
Die Kirche kigt den Vater Staat.
Der Aufschwung kommt! Es werde Licht!
Sagt uns ein Fernseh-Grinsgesicht.
‘So wollen wir all danken dir
Unserm Erléser fiir und far.
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WAS FOR EN TaHMER HAT DER don?
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OND SAS FORD TROT IN ALCOHOL?
Die Seadt kauftein, die Luft ist lau,
Da fille ein Mensch, der Mensch ist bla.
Die Leute gehen schnell vorbei
Und denken fromm an Polizei
Da leidet einer groBe Not,
Vor Augen steht der kalte Tod.
Es stirbt sich schnell in diesem Staat,
Wo jeder seine Chance hat.
Wenn oben einer arriviert,
Dann blo8, weil unten wer krepiert
Ihr Wolken brecht und kotzt euch aus
Aufs Gottes- und aufs Herrenhaus.
Zum Lied vom leistungsgerechten Tod.
Die Geschichte ist nicht erfunden. Ebensowenig wie
die vom Schulkind, das sich aus Angst vor Zensuren
aufgebiingt bat. Ebensowenig wie die vom Referenda
ren, der sich mit Tabletten umgebracht hat, weil er
seine Leistung nicht bringen konnte. Ebensowenig wie
die von der Arbeiterin, die ibre Hand in der Maschine
serlor, weil sie nicht scBnell genug war
Jedesmal, wenn die Politiker in Ergriffenbeit von der
_Leistungsgeselischaft' reden wie von einem beiligen
Gral, fallen mir solche Geschichten ein. Und die Asthe-
tik der Hocbleistungen, der Scbnellen Briter und der
Neutronenbombe.
Das Muster fir dieses Lied stammt aus dem 30jibrigen
Krieg, aus dem Jabr 1623 und beiBt ,.O Heiland, rei
den Himmel auf’. Die Melodie ist von 1666. Sie wird
vornebmlich an Advent von den Sympathisanten der
Leistungsgesellscbaft gesungen.
Die Glocken liuten in der BRD und in der DDR den
Sonntag ein.PODER POPULAR...
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(fir André Gunder Frank, im Exil)
‘Was hirst du bei Nacht aus Santiago?
Was hirst du aus Concepeidn?
‘Ach, aus Chile
Ich hore nur Schisse und Stille
Ich hire kein einziges Lied
Nicht aus Chile
Nicht aus Chile
Das war ein Traum
Und doch wirklich wahr
Ein Weg in die Freiheit
Poder Popular
Die Arbeiter vereint
Nehmen die Fabrik
Die Bauern das Land,
Das ihrer Arbeit Frichte trigt
Das Haus fir die
Drin wohnen, und die Macht
Verteilt, damit sie
Keinen machtig macht.
TRADER 3AG UMD, DAS WHRER ARSE San mj HaoSTRDIE DRI eonEDe Die MMT VER,
Tet DER Mosik NACH DEN HED
ZTLEBIO_ VIO, sargs SERA VENCIDT >
Ur Ouilapoyidn /
Ook ga.
Was siehst du in Valparaiso?
Iquique und Chafaral?
Ach, in Chile
Ich seh die quadratische Ordnung:
Friedhof Kaserne Knast,
Das ist Chile
Heute Chile
Das ist fast vergessen
Und doch schrecklich wahr
Zerschossen, ermordet
Poder Popular
Die Toten verscharrt
Die Lebenden gehetzt
Die Faust in der Tasche
Die Folter unsichtbar im Dunkel
Laut und gro8,
Die Schlichter an der Macht
Die deutsches Geld
So michtig macht.Was sparst du, mein Freund, hier in Deutschland
‘Am anderen Ende der Welt
Weit weg von Chile?
Es herrscht eine Kalte in Deutschland
Es herrscht ja Bourgeoisie
Noch in Deutschland
Noch in Chile
Das ist ein Traum
Und doch wirklich wahr
Ein Weg in die Freiheit:
Poder Popular
Der Mensch: ein Mensch,
Kein Herr, und kein Knecht
Die Arbeit keine Ware
Und Frau und Mann lebendig
Und befreit. Das ist
cin Traum, und der wird wahr
In Chile und Deutschland:
Poder Popular.
Zu Poder Popular.
Der 11. September 1973 ist fir viele von uns unfafbar
geblieben. Eine Gangster Organisation aus Generiilen,
Polizeioffizieren, Politikern und Wirtschaftskapicanen
ie zig-tausend Menschen in kiirzester Zeit ermorden,
foltern, verstiimmeln, errichtete Konzentrationslager
und ein faschistisches System, kaum verbilllt gelenkt
bis unterstitat von den Machtzentren der ,Freien Welt’.
Bricht die Verfassung, ermordet den demokratisch ge
uniblten Prisidenten — und die westliche Bourgeoisie
atmet laut und borbar auf.
Ein grofer Teil der Presse in der BRD billige in aller
Offentlichkeit die scblimmste Form von Staats-Terroris-
mus — und darf gleichzeitig im eigenen Land jeden fried:
lichen gewaltfreien Widerstand gegen den scbleichenden
Terror der Atomr-Mafia als verfassungsfeindlich’ und
gewalztitig' verbellen. An diesem Widerspruch sind
viele veraweifelt, oder kalt geworden
Poder Popular’, entwickelt im Laufe des ,Prozesses’
(der UP-Regierung), ist eine politische Basis-Organisation,
nicht identisch mit der Organisation in Parteien, und wei
tergebend — wenn auch im einigen Punkten dlrlich ~ als
die Gewerkschaftsorganisation, ,Poder Popular’ ist 2u-
ncbst entstanden, als sich die Leute gegen Uberfille
durch faschistigche Banden, Provokateure, Polizei und
-gegen die Wirtschaftssabotage der ékonomiscben Mach:
tigen verteidigen muften. Poder Popular’ ist parteiunab-
dningige Selbstorganisation nicbt nur in den Betrieben,
sondern auch in den Wobnvierteln, den Slums, auf den
ollektivierten Lindeveien, in Scbulen, Unis, Kinder-
sgirten usw. D.b. iberall, wo wir leben, wobnen, arbei-
ten, wo wir uns kennen oder kennen lernen mifssen,
‘wo wir dieselben Probleme haben. Poder Popular’
brauche nicht im Widerspruch 2u jeder Handlung einer
Regierung (gebildet aus Stelleertretem) stebn, aber
‘Poder Popular’ kann durch keine ibergreifende Weis-
beit ersetzt werden, und ware sie noch so weise. In
Chile wurde Poder Popular zerschlagen, wie es bestia
Tischer kaum gebt; in PoFtugal wurde es wieder ver
sucht, und wurde 2.T. wieder vernicbtet. Blof ein
Traum? Vielleicht ein Traum, der unsere alltiglicben,
béchstrealen Entscbeidungen bis in den kleinsten Be
reich bestimmen kann, wenn wir ibn gegen den Alp-
traum der Katastrophe tniumen,
Das Lied versucht die Distana 2wischen unserer Reali
tit und der in Chile auszudniicken. Deshalb wird die
Melodie von ,Pueblo Unido’ nicht einfach iibernommen,
sondern (als Signal) zitiert, und durch die Strophen
unterbrocen, in denen ein Gesprich zwischen dem
Stinger und einem Emigranten stattfindet. Die Sprech-
chére auf der Plattenmontage wurden in Chile 72/73
aufgenommen.
“4Die Ballade von der unverhofften Last
Jetzt sing ich endlich wieder mal ein Liebeslied
Mir zittern die Gitarre und die Knie
Und ich beschreib den Sommer, wenn die Liebe bluht
Mit einer abgeschabten Melodie:
Lala Jala lala lala Ia Ia la
Lala lala lala Lala la?
Dann kommt der reife Herbst, und ich singe, wenns euch pat
Die Ballade von der unverhofften Last.
‘Am Montag wacht Herr Kaffke auf, mein Gott, wie ist ihm schlecht!
Er kotzt sich erstmal aus und bleibt zu Haus
Und sagt zu seiner Frau: ,Mein Schatz, ich weid nicht recht
Drei Wochen schon bleibt meine Regel aus...”
Die Frau ist michtig sauer, sagt: ,Du bist ja bléd!
‘Warum hast du nicht besser aufgepa8e?
Jetzt bring das schnell in Ordnung, denn es ist zu spat,
Wenn du erst einmal schwer zu tragen hast.”
Herr Kaffke nimmt die Pille nicht, kriegt Ausflu®, wird krank.
Und auch Pariser nicht, weil ihn das hemmt
Und die Spirale liegt schon lingst im Werkzeugsehrank —
Er hat sich seinen Schwanz mal abgeklemmt...
Drum hat er sich von diesen Dingen freigemacht
Und hemmungslos gevogelt (ab und zu)
Und seine Frau, die Ilsebill, die hat gelacht
Die Folgen’, sagte sie, die trigst dann du!”
BALLADE VON DER
UNVERHOFFIEN LAST...
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p
¥
Tro Cam dee Rete we’ey; Oho
SRGE ELH CCW THT Dis BAUADE VON OF8 OMAR,
au‘Am Dienstag steht Herr Kaffee auf und macht sich auf den WegEr schleicht sich wie im Krimi in ein Hinterhaus
Zu ciner Minneriratin in der Stadt
Dann wartet er ein paar Tage ziemlich aufgeregt
Ob die Frau Doktor was gefunden hat.
‘Am Freitag Mittag klingelt dann das Telefon
Frau Doktor sagt: ,Jetzt sind Sie Mann!
Ich hoffe doch, Sie hikeln und Sie stricken schon
In knapp acht Monat kommt der Nachwuchs an.’
Herr Kaffke sagt: Frau Doktor, aber nein, so geht das nicht!
Wie sollte ich allein ein Kind ernihmn?
Und meine Frau, die Isebill, die sagt mir ins Gesicht
Sie kann sich nicht mit Mann und Kind beschwern.’
Frau Doktor sagt: Was soll das? Das ist wider die Natur.
Vor Ihnen haben das Miner schon geschafft!
Und: kommen Sie mir blo nicht auf die krumme Tour
Der Mann wird Mann erst durch die Schwangerschaft.”
Das Wochenende ist fir Kaffke eine Qual
‘Am Montag mu® er wieder ins Baro
Er schleppt die schwere Schreibmaschine ein ums andre Mal
Und schluckt Maschinendl und Sprit im Klo
‘Am Montag Abend fahrt er mit der U-Bahn kreuz und quer
Und schaut auf seinen Bauch und fullt sich nackt
Und schaut sich dauernd um, und denkt, es folgt ihm wer
Zu seinem ngesetzlichen Kontakt.
Zur Ballade von der unverhofften Last.
Vorbild fiir den Herr Kaffke ist sowobl der damalige
Justizminister Jahn der auf Plakaten einen dicken
Bauch trug, als auch der Titelbeld eines Strafentheater
stiickes ,Der schwangere Mann’, das eine Frauengruppe
1974 in Freiburg spielte. Ausgelést wurde die Phantasie
fiir mich allerdings vor allem durch die Argumente von
Frauen, die mir, dem alles mégliche penetrant selbstver
standlich erschien, sagten: ,Bitte, stell dir doch mal vor,
du miiftest durchmachen, was wir als Frauen durchma-
chen miissen.’ Da fiel mir dann auch auf, daf ich in
Und trifft dort jemand, der Adressen hat
Der jagt ihm einen Schreck ein, dann nimmt er ihn aus —
In dieser Nacht ist Kaffke furchtbar matt
‘Am Dienstag im Biro erzihlt ein Sekretir
Es habe den Kollegen Lutz erwischt,
Der in der letzten Nacht einfach verblutet wir
Beim Engelmacher auf dem Kiichentisch
‘Am Dienstag Abend geht Herr Kaffke cinsam durch die Stadt
Er hat wohl Fieber, ihm wird hei8 und kale
Da haut ihm eine Frau so aufn Arsch und sagt
.Komm mit mir, Kleiner, du wirst gut bezahlt!"
Herr Kaffke schreit verzweifelt: Hau doch ab, du alte Sau!"
Und haut dann selber ab. Und zwar nach Haus.
a triffe er dann per Zufall endlich wieder seine Frau
Und heult sich bei der Frau erst einmal aus,
‘Am Mittwoch fahrt Herr Kaftke mit der Eisenbahn
Nach Holland an den letzten Zufluchtsore
‘Am Freitag kommt er wieder in der Heimat an
Und wird auch gleich verhaftet: wegen Mord,
sDas Leben’, sagt der Richter, , ist dem Staat egal
Das ungeborne Leben aber nicht.”
Herr Kaffke sagt: ,Hert Richter, Mann! Ich hatte keine Wahl”
Die Abtreibung ist Mord’ sagt das Gericht.
So kénnte dieses Lied auch schon zu Ende sein
Und jeder sagt: ,Na, ja, ein wahres Lied.
Da fille mir grad noch eine Wendung ein
Damit der Fall auch seine Kreise zieht:
‘Am nchsten Morgen steht der Richter auf, wie ist ihm schlecht!
Er kotzt sich erst mal aus und bleibt 2u Haus.
Und sagt 2u seiner Frau: ,Mein Schatz, ich wei niche recht:
Drei Wochen schon bleibt meine Regel aus...”
meinem ganzen Leben ein einziges Mal den Schwarz
in die Hinde eines Arates gelegt babe. Und so nach
und nach wurden Mannersachen’ und Frauensachen’
immer fragwiirdiger. Die Ballade ist also ein Minner-
lied.
Die Musik ist an franzdsischen Akkordeon-Liedern
orientiert, eben eine abgeschabte Melodie.
ine schweizer Ubersetoung von Ernst Born findet
sich auf der Single ,Lieder 2ur Fristenldsung, voxpop,
Kanaleistrafe 63, 8004 Ziricb, neben Liedern von
Ursi Baur, Maria Kajgi und Ofra Bern.)
a3FAUADE VEO SEvesOra
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Pico oF
AsSIOLTENBERG- Lie D.....
= 1¢ 4
Sa : =
STOUTENBERS, €€ ~De-O- GE- UicHTER, tat
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i cH 405 EWANDE! on aw SAR eR nf kien NE
HaUT Ri) Hin Date BECHTER AG ASE ay Tub NCAT HAUT RD IN BEOKOORE
Wet GEBACT:
(18. Februar 1977. Zweiter Jabrestag der Platzbesetzung
in Wybl. Vortag der III, Brokdorfdemonstration)
1 4 7
Stoltenberg, Stoltenberg Stoltenverg, wie war das nur Stoltenberg, dich junges Blut
Ce-De-U-Gelichter, im Lande Argentinien? soll der Teufel holen,
Technokrat und Gartenzwerg, Herrschte da nicht Diktatur seine Oma wird dich gut-
haut man ihn, dann bricht er auf der ganzen Linien? bangertich versohten.
auseinander, und dana war ‘Ach du warst dort wie zu Haus Binen Ausweg hast du noch
er so klein wie Filbinger, doch nur auf Geschifte aus, aus dem finstren Héllenloch:
aber wenn man ihn nicht haut, hast ein KKW gebracht, ‘Mach du Schleswig-Holstein frob,
wird in Brokdorf Mist gebaut. das bald kleine Bomben macht... Spill dich selber weg ins Klo!
2 5
Scoltenberge sind ganz klar Stoltenberg, was sollen wir
gute Funktionierer, dir zu Ostern schicken?
funktionieren bers Jahr Ein Ei aus Biblis, daé in Kiel
fiir den neuen Fahrer. die Geigerziler ticken?
Beim Kanonenkrupp erst Bo8, Oder sollen wir auffahrn a
dann in Bonn auf hohem Ro8. cinen groBen kiblen Klaren’,
Heut Ministerprisident, mit was drin, das haut dich um:
und jetat wird er unverschammt. Wie wars denn mit Plutonium?
3 6
Stoltenberg, Gernegro& Stoltenberg, wir sind angst-
ist ein Landesvater, lich um deinen Leumund,
haut die Kinder auf die Hos wenn du im Museum hiingst,
,ordnungshalber’ — sagt er. dann als Polizeihund.
Doch wir habens gleich gewust: Und die Kinder sagen laut:
Vaterchen kriegt dabei Lust! Der hat unser Land versaut!
Sicht er seine Polizei, Hat gebissen und geblafit,
triumt er si8 von Hitlerei. drum hat man ihn abgeschatft.”
16Zum Stoltenberg-Lied.
Vorlage ein Berliner Flugblatt-Lied, ein Gassenbauer, von
1848, Verfasser anonym. Die Melodie kenne ich von Peter
Robland. Titel: ,Berlin im Belagerungszustand’. Histori-
Fufnoten 2um Stoltenberg-Lied, ur gefl. Beactung
bei allen Zensurbeborden, sowie der politischen Poli
2ei, des BKA, des BND, der freiwilligen Presse-Selbst-
kontrolle und der Gewerkscbaft freiscbaffender Spit-
wel,
Stropbe 1: ,Gelicbter’ = mundart.: belle Képfe
Haut man..."= jbauen’ = mundartl; deut-
sche Eraicbungsmafnabme, vorwiegend fiir
Kinder erlaubt.
Stropbe 2: ,Fibrer’ = mundartl.: webrbafter Demokrat,
etter, Brléser oder (bayerisch) Emu.
Stropbe 3: Hitlerei’ = mundart.: geordnetes Staatswesen.
‘Stropbe 5: Plutonium’ = (Definition von Mattbéfer): un-
‘gefibrlicher Kraftstoff.
Stropbe 7: Spil dis ltere Form der Selbstorganisa-
tion
sche Situation: Nach der Mérzrevolution war der Prew-
‘Kenkénig gerwungen, eine Nationalversammlung zur
Beratung einer Verfassung auzulassen, Als der Wind wn
seblug, mufite die Versammlung erst nach Brandenburg
umaichen, dort wurde sie dann unter militiriscbem
Druck (General Wrangel) aufgeldst.
Stophe 1: ,,Brandenburg, Brandenburg/ Dieser Erz-
philister/ ,Bin ein Schlaukopf durch und durcb!'/
Sprach er als Minister:/ Brandenburg die schéne
Stadt/ keine Demokraten bat,/ Ja, da mu, so wabr
ich bin,/ Nationalversammlung bin!/Denn mein Ki-
nig will es o,/ kann ja auch nichts scbaden,/ bat er
selber doch gesagt:/ Bin von Gottes Gnaden!”
Strophe 7: ,,Schwerter sind, liebes Kind/ baarscharf
jetat gescbliffen/ Kugeln in den Laufen sind/ baben
schon gepfiffen/ In den Straten witchst auch Gras/
Lieber Wrangel, weift du was? Fircbten uns noch
lange nicht/Drobst du auch mit Kriegsgericht/Macbst
ddu’s aber gar 2u toll/ Baun wir Barrikaden/ Da zum
Teufel laufen soll/ der — von Gottes Gnaden."
(Die linke Mebrbeit in der Nationalversammilung be-
barrte auf der Volkssouverinitit, die Rechten auf
Gottesgnadentum.)
1. Stoltenberg-Fassung 1969. Damals war St. Minister
fiir wissenschaftliche Forschung’ im Kabinett Kiesinger
der Grofen Koalition, also Nachfolger von Straup und
Vorgdnger von Matthéfer
Karriere: Stoltenberg, geb. 1928, studiert in Kiel
(Neue Geschichte, Sozialwissenschaft, Philosopbie),
Promotion 1954. CDU-Landtagsabgeordneter bis 57.
1955 bis 61 Bundesvorsitzender der Jungen Union.
Habilitiert sich 1959. (mmersu Kiel). April bis Okto:
ber 65 Direktor fr Wirtschaftspolitik in der Krupp:
Konaernleitung. 65 bis 69 Atomminister in Bonn.
Jetat Ministerpnisident in Kiel.
Bei den Weibefeiern fir das AKW Atucha (Siemens)
Gast der Militardikeatoren in Argentinien (68 oder 69).
Das alte Stoltenberglied war Beitrag des SDS zu Stol-
tenbergs Wablkampfauftrtt im Freiburger Paulus-Saal
09.
2, Fassung suerst am 19. 2. 77 in Wilster gespielt,
seither von vielen vielfatb venindert
Uber Stoltenbergs Vorginger im Lied stebt im Brock:
aus:
Brandenburg, Friédrich Wilhelm, Graf von, prenp.
General und Politiker... rat im Nov. 1848 an die Spit
ze des reaktioniren Ministeriums, das prakt. von Otto
von Monteuffel geleitet wurde. Er léste die preuf. Na~
tionalversammlung auf und oktroyierte die Verfassung
vom 5. Des...’
Zwei Karrieren aus 2wei Zeiten, von Gottes und von
Geldes Gnaden. Und beide dreisilbig. Scblabb dabb,
scblabberdabbersabb, jiabbdabb diddldidd! schrumm
schrumm scbrunim.
“4Lied ven den 3 ESELN...
eee
eee
Fi =
Brea gona Se het, ORCL SMGTES ch cL ae ene
Pe Se
= SS
fet
Fakta wth et adler and nik = noe
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Kit atuke Fue D4
fae
4
ete ae te a ae
\
Es war einmal cin Esel
Der Esel sagte: ,,Nein! Ist froh drum.
Ich trage meinen Herrn nicht mehr Ach Bruder, du Esel!
Der lastet auf mir schwer,
‘chwer unterdriickt_ mich der.””
Da band der Herr ein Biindel
‘Von wundersiigem Heu
Und hiingte diesen Kéder grad
Dem Esel vor die Nas,
Der Heu so gerne fra,
Warte nur, bald.
Hallelujat
Ich hab ein weifen Kragen
Und Biicher im Regal
Mein kluger Vater hat gesagt
Du weit, wo es lang gebt
Das Heu hangt dem Esel
Vor der Nas und dem Maul rum
Ach Esel, du Esel!
‘Mensch, bist du saudumm!
Esel reckt sich und streckt sich
Zur Universitat!
Und schuftet und schwitzt ~
Sein Herr sitet bequem,
Weil er im Sattel sitet
Hallelujat
‘Mein Bruder hat zwei Hinde,
Die er verkaufen muB.
Jetzt hat er ein Ziel vor Augen
Mensch, bist du strohdumm!
‘Vom Regen in die Traufe
Vom Lohn zum Gehalt
Wann bist du Alt-Bisen?
Willst du was Bessres werden,
MuBt du der Beste sein!
Geh weg von deinesgleichen,
Schwitz dem Lehrer nach dem Mund, Auch wieder runter!
Sonst beigen dich die Hund!”
So hab ich manches Lob geschleckt
Und das schmeckt nicht,
Und was er schafft, das hat er nit Kann reden, da niemand versteht
Das schafft er fiir den Heren,
Drum schafft er auch nicht gern.
Da hat sein Herr versprochen
‘Mein Bruder kriegt zum Dank,
Das schreckt mich
Zur Uni gehetzt:
Wenn er sich krumm und bucklig mein Platz ist besetzt.
Ein Schreibtisch im Biiro
Und darf aufs bessre Kl...
schafft Halleluja!
18
Und komm ich dressiert
a ist ja kein Stuhl frei —
aT ion eae On Be
A fat 4 yo?
J ZR SSeS SS
me Se ae ee ‘Gnoviel + Geis ce
or yey A .
irae oA Sas a= 7
Wee Grr Beau, SE we SatTet ORT Waue Wet
4. Shafe : ja Oubse Had aueinwal
ohie Menoliaug tn E-Did, at Rete)
Der eine nennt das ,Aufstieg’
Der andre nennt das Glick’
Der dritte nennt’s ,Karriere’
Und der Pfarrer ,Paradies"
Und ich nenn das BESCHISS!
Der Esel trigt den Reiter
Das Volk trigt seine Herrn,
Und ich sag jetzt den Kindern
Wie es ist, so ist es schlecht:
Der Marx hat recht.
Der Karl hat gsagt, Karl hat gsagt
‘So gehts nicht weiter!
Ein Volk von lauter Eseln
Drauf ein paar Reiter.
Eel, rittel dich und schiittel dich
Und wart nicht auf Wunder
Dann fille, wer da auf dir sitze
Zum Lied von den drei Eseln,
Eine Auftragsarbeit fir die Sendung ,,11 1/2" des
SDR 2um Thema ,Aufstiegsschwierigheiten’, (Die
2ustiindige Redaktionsleiterin war ibrigens mit dem
Satz ,der Marx bat recht" nicht einverstanden. Wir
konnten uns aber auf keinen anderen einigen. Wer
einen besseren Recbthaber wei, kann ibn ja gegen
den Karl eintauschen),
Der 2weite Teil der Melodie ist ein bekannter elsis-
sischer Walzer ,S‘Dundi het gsait...’, auch auf der
BEPlatte ,Lieder im Freundscaftsbaus'!5 ESEL
19DAS SCHUTZENFEST
IN NORDENHAM
(Melodie: beliebig)
Ihr kennt Herrn
Schlotterhose nicht,
Aber ich kenn ihn gut,
Der Mann ist aus Hannover
‘Was nichts zur Sache tut
Er ist ein Angestellter
‘An dem Gaswerk in der Stadt
Und dreht den Gashahn zu,
Wenn man nicht bezahlt hat.
Die Arbeit macht ihm Spa8,
Wenn er’s Gas abstellt,
Dann heulen die Leute,
Was dem Gasman gefille.
Dann zieht er seine Uniform
Ganz stramm und glatt.
Nur manchmal ist er sauer,
Da8 er keine Knarre hat,
Aber heute ist es Sonntag
Und da schnallk er an:
Er fihrt zum Schittzenfest,
Nach Nordenham,
Herr Schlotcer-
Hose sitzt am Steuer
Von dem Opel-Kadertt,
Neben ihm der Sohn,
Gestriegelt und adrett,
Und der Sohn hat schon
— Vater findet das enorm —
‘Von einem Spielmannszug
Die Uniform.
Der Riicksitz ist mit Frau
Und Tochter besetzt,
Die sagen nie viel,
Doch die Tochter sagt jetzt:
Ach Vater, lieber Vater
Ich habe fiinf Mark,
Und damit mécht ich in
Safari-Park!
Das Schiitzenfest faingt erst
‘Am Abend an —
Wir kommen doch zu frilh
Nach Nordenham.”
20
Herr Schlotter-
Hose macht sofort
Ein bedeutendes Gesicht
rst Safari-Park, dann Schitzenfest
Warum auch nicht?
Dann fahrt er bei Walsrode
Runter von der Autobahn
Und kommt schon im platt-
Deutschen Dschungel an.
Der Opel-Kadett fahrt
Ins Safari-Land,
Und da kommt auch schon
Ein echter Elefant.
Der Elefantenbulle
Steht neben dem Kadett
Und die Mutter sagt: ,Da schau,
Der bettelt so nett.’
Und damit fangt die erste
Katastrophe an,
Schon vor dem Schitzenfest
In Nordenham.
Frau Schlotter-
Hose gibt dem Sohn
Eine Stulle, und der halt
Die Stulle fir den Bullen raus,
Was diesem gefill.
Der Bulle fri8t die Stulle
Und — wie soll es anders sein? —
Er streckt seinen Rissel
Durch das Fenster rein.
Gib Gas!" schreit die Mutter
Doch der Gasmann ist bleich,
Weil der Elefantenrissel
Uber seine Glatze streicht,
sHau doch ab!’ sagt die Tochter
{So fahr jetzt doch!"
Und der Sohn kurbelt heulend
as Seitenfenster hoch.
Der Rissel wird eingeklemmt.
Und was kommt dann?
Noch nicht das Schiitzenfest
‘Von Nordenham.
Der Ele-
Fant ist von dieser
Wendung tiberrascht.
Da wird man einfach eingeklemmt,
Blof weil man nascht.
Er tut ein kleinen Ruck
Und ein Trompetensto8
Und dana geht’s los:
Er haut diesen Leuten
Dreimal aufs Dach.
Das macht in dem Opel
Einen furchtbaren Krach,
Dann geht der Elefant
Ins Elefantenhaus
Und der Opel aus Hannover
Sieht nicht gut aus.
Aber trotzdem springt
Das Wrack noch an —
Und heut ist Schiitzenfest
In Nordenham.
Hen
Hose, unser Gasman,
Hatte noch mal Gliick:
Schlotter-
Einen Schock im Hirn
Und eine Schramme im Genick.
Und so fithrt er wieder
‘Auf die Autobahn,
Nicht nach Hause, sondern nach
Nordenham,
In einem Rasthaus nimmt
Er auf den Schreck
Schnell zwei, drei Bier
Und der Schreck ist weg.
Dann fart er in Richtung Bremen
Zehn Minuten genau,
Bis er stecken bleibt
In einem Stau.
In etwa einer Stunde
Fangt das Schitzenfest an
Das Sehiitzenfest
Von Nordenham.Bin Auffahr-
Unfall” sage der Schlotter-
Hose, das ist normal
Dreiig Tote gibts am Wochen-
Ende allemal
Doch wir Deutschen packen
Sowas richtig an!
Da schau, wie stark der ist.
Der Abschlepp-Kran.”
Da kommt schon der Mann
Mit dem Abschlepp-Kran
Und hakt seine Trosse
‘An dem Opel an
Schlotterhose lichelt
vAlles mit der Ruh!
Junger Mann, Augen auf!
Ich gehr nicht dazu
Gehnse weg mit Ihrem
Abschlepp-Kran,
Ich will zum Schitzenfest
Nach Nordenham!”
Der Mann vom
Abschlepp-Dienst sagt:
‘Sie sind ja verritckt!
Thr Opel ist doch auch
Vollig eingedriickt!"
‘Und da kommt ein Poli-
Zist daher,
Und der Gasmann sagt
Here Wachtmeister!
Wir waren auf Safari
Und die Sache ist so
Der Bulle fra die Stulle
Und das war im Zoo,
‘Und mein Sohn hat dem Tier
Den Riissel geklemmt,
Da hat der Elefant
‘Meinen Opel gestemmt!
Aber heute kommt's mir
Nicht drauf an —
Ich will 2um Schittzenfest
Nach Nordenham.”
Der Poli-
Zist sagt: Ja,
Sowas bin ich gewohnt.
Da kamen griine Mannchen
Und die kamen vom Mond.
Und fir Sie bin ich kein Bulle
Na, vielleicht hammse Schwein -
Nu blasense erst mal
In die Tite rein.’
Wie das ausging? Na,
Fir den Gasmann schlecht.
Denn die zwei, drei Bier
Die haben sich geritcht,
Und der Fibhrerschein ist weg
Und der Opel auch
Und der Gasman hat
Eine Wut im Bauch,
Und jetzt fahren alle vier
Mit der Eisenbahn
Zum Schiitzenfest
Nach Nordenham.
Das Schiitzen-
Fest ist voll im Gang
Und die Tochter sage: Guck!
Auf der Buhne die Kapelle
Im Safari-Look!”
Alle Manner tragen Uniform
= Schlotterhose nicht —
Und er hat schon rote
Flecken im Gesicht.
Tochter Schlotterhose hat
Sich einen Typ angelacht
Und mit dem zum Tanzen
Fort gemacht
‘Auch der Gasman ist verschwunden
Und die Frau denke: Nanu?
Wenn der sich heut besiut
Hatt ich heute Nacht ja Ruh!”
Aber schlieflich suche
Sie ihren Mann
Beim Schitzenfest
In Nordenham.
Here Schlotter
Hose steht im Schatten
Steif wie cin Stock.
Er hat eine Knarre
Und einen Waffenrock.
Aus der Nike siebt die Frau:
Ihr Mann sieht jetzt rot
Und er schie8t seine Frau
Mit der Jagabiichse tot,
Die Tochter und ibe Tinzer
Liegen tot im Gebiisch
Der Vater hat sie schon
Im Gebiisch erwischt.
Nur der Sohn hatte Glick,
Denn er dachte, ¢s wir Spas,
Als dee Vater rief: ,Komm her,
Mein Sohn, ich rieche Gas!”
So fing das Sehiitzen-
Fest erst an,
Das Schiitzenfest
Von Nordenham.
‘Am nichsten
‘Tag stand in der Zeitung
“Unser Schitzenfest war sehdn
Nur am Rande lie sich leider
Ein Betrunkener gehn
Der hat die Leute angeschrien:
{Sie haben nicht bezahle!
Ihnen dreh ich jetzt das Gas ab!"
Und dann hat es geknalle
Und er kime von Safari
Mit Franz-Josef Strau8,
Und sie misten diesen Sau-
Und Flefancenstall aus
Und die Weiber mieen sterben,
Die brichten die Pest.
Und bald gibs cin grotes
Schitzenfest
‘Dieser Mann’ schlo8 die Zeitung,
‘War gewif der falsche Mann
Fir unser Schitzengest
in Nordenham.”
‘Zum Schiitzenfest.
Die Story soll in der Zeitung gestanden baben, jeden-
falls bat sie der Wolle da gelesen. Der Wolle bat sie dem
Detleo eraablt, der Detlev dem Peter, der Peter mir, und
ich eraibl sie euch. Dies und das ist unterwegs dazu er
funden worden.
aEs steht berm Rhein eine Burg aus Beton
= Weh denen, die drum herum wohnen!
Der schneeweie Grabstein von Fessenheim
fiir die kommenden Generationen,
‘Schon sickert der lautlose Strahlentod
durch die Risse in seinem Gefingnis
so haben wir also vergeblich gekimpft
nicht 2u spat ist
Schon seh ich manche, die geben sich auf,
wie Kaninchen starren sie auf die Schlange,
und andere hér ich gro&miulig schrein:
Uns macht Weibergeschwitz doch nicht bange.””
Das Fernsehn auf deutsch und franzdsisch erklart:
wHosiannah, der Fortschritt bewegt sich!"
Und trotzdem nimmt tiglich der Unglaube zu
nicht 2u spat ist
In Stratburg und Colmar und Wyhl demonstrieren
an einem Tag iber Zehntausend.
‘So manches verschlafene Dorf ist jetzt wach
seit dem Hungerstreik in Roggenhausen.
Und wihrend die Zeitung schreibt: ,,Es ist zu spit,
weil die tédliche Saat schon gesit ist”,
wird ein Mast besetzt in Heiteren
‘wenn es nur, wenn es nur
nicht zu spat ist
Atomstrom von Rhein wolln die Herrn nach Paris
liber Masten und Leitungen fihren,
damit auf den Champs Elysees die Giscards
ihre Herrlichkeit illuminieren.
Bei Tirkheim wei8 ich einen sehr schénen Ort,
Wo son Mast vor Winde verweht ist.
und schén ist das Rundhaus in Heiteren
wenn es nur, wenn es nur
nicht 20 spat ist
Da sitzen bei Kase und Riesling und Bier
auf der Wacht in der rauchigen Stube
paar Bauern, ein Rentner, ein Schreiner, cin Freak
und die Arbeiter aus der Kali-Grube;
die Fraun aus den Dérfern, ein Hert Professor
und auch linke Studenten, versteht sich:
das pat nicht zusammen, und ist doch vereint!
wenn es nur, wenn es nur
nicht 2u spit ist
Es lag cine Julinacht auf Heiteren,
aus den Hitten am Mast schlugen Flammen,
und es schlugen die Gangster der E.D.F.
‘was wir aufgebaut hatten, zusammen,
von uns einer brannte am lebendigen Leib
~ cin Zufall, da der noch am Leben ist! —
Vor Schreck gehn jetzt manchen die Augen auf
nicht 2u spit ist
Nach was schmeckt das Giftgas in Goesgen und
Brokdorf? Nach was riecht in Heiteren die Asche?
Was meint ihr, das Blutgeld fir solche Verbrechen,
das fliet wohl, na, aus welcher Tasche?
Ihr kennt die Verbrecher, fiir die eine Bande
von Killern die Arbeit erledigt:
Ihr seht sie im Fernsehn, ihr habt sie gewahlt!
nicht 2u spat ist
In Heiteren schlug die Atom-Mafia zu,
weil die Demokratie dberhand nahm
Der Schlag hat getroffen. Wir nchmen erst recht
aiberhand, wir sind viele und: wachsam.
Was nizt uns denn Wyhl, wenn Fessenheim strahle?
Mensch, begreifs, wenn du nicht véllig bléd bist!
Das hat keine Zeit, bis der Ofen explodiert,
weil es dann, weil es dann
schon zu spit ist
Es steht dberm Rhein eine Burg aus Beton
—Weh denen, die drum herum wohnen!
Der schneeweie Grabstein von Fessenheim
fir die kommenden Generationen,
Schon sickert der lautlose Strahlentod
durch die Risse in seinem Gefingnis.
Ob der einmal ausbricht, das liegt noch an uns
weil es noch, weil es noch
nicht 2u spit ist
Dieses Lied hat leider nicht mehr auf die Platte gepaft,:
Capel th = ag
E a F
Set tsetse HH pS aE,
Zur Ballade von Heiteren.
Goesgen = Atomkrafywerk in der Sebweiz, das kurz vor
seiner Vollendung stebt. Die Brutalitat der Polizei, die
dort im Juni und Juli Gewalteinsitze gegen Demonstran-
ten machte, bat uns an Brokdorf und Grobnde evinnert.
E.D.F. = das nationale franadsische Elektrizitismono
pol, das die Atomkraftwerke baut.
Das franzésische Atomkraftwerk bei Fessenbeim (El-
saf) ist seit dem 8. Mara 77 (mit einigen Unterbrecbun
gen) in Betrieb
Gegen das Projekt Fessenbeim bat sich schon 1971
die gesamte Oberrbeinische Anti-Nuklear Bewegung
entwickelt, die mit den Platzbesetsungen in Mar-
ckolsbeim (Elsa, 74), Wybl (Baden, 75) und Kaiser-
augst (Schweia, 75) und Gerstbeim (ElsaB, 77) bisher
erfolgreicb war.
Fessenbeim war bis jetzt die einsige grofe Niederlage
im Dreiecksland, aber der Kampf gebt weiter. Fe
bruar und Mira 1977 treten 7 Elsisser in Roggenbausen
in den Hungerstreik und balten ibn 24 Tage durch.
In Freiburg besetzen Mitglieder der badiscb elsissi-
schen Biirgerinitativen einen Tag lang das Regierungs
prisidium und fordern, da der Katastrophenplan
{fir Pessenbeim veriffentlicbt wird. Am 11. Marz
‘wird ein Teil dieses Planes von KKW-Gegnem ans
Licht gebracht. Am 30, Maire wird bei Heiteren
(neben Fessenbeim) ein balbfertiger Mast beset2t,
der 2ur geplanten Uberlandleitung Fessenbeim-
Paris gebért.
Am 13. Juli 1977 stiirmten gegen 24 Ubr etwa
10 vermummte Manner mit Molotowcocktails
und Eisenstangen bewafjnet den Platz, steckten
Hiitten in Brand, in denen Besetzer schliefen,
und bewarfen die Leute, die am Feuer saBen,
‘mit Mollies und verletzten einen der Wacben le~
bensgefibrlich.
In Axel Springers Lilgenzeitung ,Abendblatt”
wurde der Uberfall so bescbrieben: ,,Nur noch
‘Trimmer blieben von der Baustelle des KKW
Fessenbeim im Elsa iibrig, nachdem Kernener-
giegegner das Geldnde gestiirme batten. Der An:
riff auf das Gelinde wurde mit Molotowcock-
tails vorgetragen. Baracken brannten aus, Gerd:
te wurden demoliert. Einer der Baustellen
Stiirmer, ein Deutscher, erltt schwere Brand-
verletzungen.” (Hamburger Abendblatt vom
4.7.77)INSTRUMENTALMUSIK ZU DEN LicDERN
Ich babe in der Instrumentalgruppe, die auf Walters
erster Plugblattlieder Platte mitgespielt bat, Tuba
und Fléte geblasen. Diese Gruppe, die Freiburger
Improvisationsgruppe, ist in Freiburg geblieben und
spielt da auch noch weiter. Wir aber sind nach Bre
‘men gezogen und haben bier noch keine andere Mu-
sikgruppe jener Art aufeieben kénnen oder wollen.
Das Prinzip der BSeite von der alten Platte wollten
wir wieder beibebalten, ninilich daf nicht der grofe
Solist von ein paar Instrumenten nach festemt Arran-
gement bescheiden untermalt wird wie auf allen még
lichen Scblagerplatten und leider auch solchen von
politischen Sangern, sondern da dem Sanger ein
Instrument oder mebrere Instrumente entgegentre-
ten, die etwas Selbstandiges sagen, die eigene Einfii
Ie haben, die einen Kontrast oder sogar einen Wider-
spruch 2u dem Gesang bilden, soda — wie im be-
sten Falle, ndmlich dem Westendsong der alten Plat
te — sie die Oberband gewinnen und der Singer sich
ibnen unterordnen bzw. auf ibre Spielweise einge
ben mu.
Da wir nur bier die Improvisationsgruppe
rnicbt mebr haben, mute ich als Ersatz oder als Al-
ternative auf Erfabrungen zuniickgreifen, die ich in
Freiburg als Schreiber von Sitzen fir die Blaskapelle
Rote Note” gemacht babe: Ich kann ein bifchen,
im Rabmen traditioneller Harmonik, komponieren.
Das bewabrte sicb vor allem bei den Instrumentalm-
siken zum ,,Schwangeren Mann” und den ,,Drei
Bseln”.
Wir kennen bier einen Akkordeonisten, der geme aus
dem Widerspruch berauskommen wiirde, einerseits
politische Gedanken im Kopf tu baben, andererseits
aber nicht so recht von dem Repertoire seiner Aus-
bildung als Solist oder Orchesterspieler wegeukoinmen.
Wir probierten mal aus, ob sich nicht ein alter Satz
fir die Blaskapelle 2um ,Scbwangeren Mann auch firs
at
Akkordeon eignen kénnte. Diesen Satz batte die Ka-
pelle einmal fir den SB-Pfingstkongress 76 in Frank-
furt geibt und dort beim Kulturabend auch mit Wal-
ter aufgefirt, Aber die Eindriicke von dem Kongress
und der Mglichkeit solcher Kulturfeste waren inner-
balb der Kapelle so widerspriichlich, das Zusammen
stimmen Singer—Kapelle war so unausgeglichen, dap.
ir das Lied nie wieder auffdbrten
Nach einigem Probieren stellte sich beraus, daf sich
von den drei Satzen, die ich damals gemacht hatte
und die sich bei dem 1Ostropbigen Lied dveimal wie-
derbolten (worauf der Satz Nr. 1 wieder als Schlug
angebiingt wurde), nur die 2wei letzten eigneten,
nimlich diese Humta-bumta-Begleitung, die sowobl
als Marschbegleitung als auch als Musettebegleitung
erstanden werden kann, und dann auch die mit
dem langen Orgelpunkt, die dem orgelibnlichen Instru-
‘ment Akkordeon besonders gerecht wird. Der erste
Satz war aber sebr speaifisch fir die Blaskapelle:
So ein richtiger vierstimmiger, gebundener Blisersatz
rit Mittelstimmenbewegungen. Das kam alles beim
Akkordeon nicht beraus, dessen Handicap es ja ist,
daf es Schwierigkeiten beim mebr als zweistimmigen
polyphonen Spiel mit der Deutlicbkeit bat. Also wur-
de dieser Schummersatz mit Red-Light-Effekt nacb-
geschrieben. Dann kamen die drei Sitze in eine neue
Reibenfolge, und das Ganze lief ab, allerdings nicht
‘ganz obne Scbwierigkeiten, denn Walter konnte sich
nicht mebr an seiner Gitarre festbalten wie noch bei
den ersten drei Liedem der alten B-Seite; anderer
seits Ronnte er auch nicht frei mitschwimmen wie
beim Westendsong: Der feste Sata 2wang ibn viel-
mebr zum exakten Ziblen, 2um strikten Einbalten
von Pausen, zum méglicbst genauen Ausfibren von
punktierten Noten usw, Sacben, die ibm schon
beim Singen mit der Blaskapelle Schwierigheiten
gemacht batten, Das waren denn auch die Hauptan-