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Jahrbuch Sexualitäten 2021 Melanie Babenhauserheide Jan Feddersen Benno Gammerl Rainer Nicolaysen Benedikt Wolf HRSG PDF Download

Das Jahrbuch Sexualitäten 2021, herausgegeben von Melanie Babenhauserheide und anderen, bietet eine Sammlung von Essays und Vorträgen, die sich mit sexueller Vielfalt und den gesellschaftlichen Dimensionen von Lust und Begehren auseinandersetzen, insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie. Es behandelt Themen wie Identitätspolitik, Gender-Diskussionen und die Herausforderungen des Transaktivismus, während es auch historische Perspektiven auf die Schwulenbewegung und Pädosexualität beleuchtet. Die Herausgeber laden die Leser ein, über die komplexen Wechselwirkungen zwischen Sexualität, Gesellschaft und Identität nachzudenken und neue Perspektiven zu entwickeln.

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Jahrbuch Sexualitäten 2021 Melanie

Babenhauserheide Jan Feddersen Benno Gammerl


Rainer Nicolaysen Benedikt Wolf Hrsg install
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Jahrbuch Sexualitäten 2021
Jahrbuch Sexualitäten
2021
Herausgegeben im Auftrag der
Initiative Queer Nations
von
Melanie Babenhauserheide, Jan Feddersen,
Benno Gammerl, Rainer Nicolaysen
und Benedikt Wolf
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Wallstein Verlag, Göttingen 2021


www.wallstein-verlag.de
Vom Verlag gesetzt aus der Aldus
Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf
Umschlagmotiv: Das Johannis-Eck in der Friedrichstraße, Ost-Berlin 1962.

ISBN (Print) 978-3-8353-5023-6


ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-4741-0
ISSN (Print) 2509-2871
INHALT

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Essay

Marco Kammholz
Sexualität in Zeiten der Coronakrise . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Queer Lectures

Aaron Lahl
Das Veralten der sexualutopischen Psychoanalyse?
Herbert Marcuse 1968 und heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Jan-Henrik Friedrichs
»Verbrechen ohne Opfer«?
Die »Pädophiliedebatte« der 1970er Jahre in Sozialwissenschaft
und Schwulenbewegung aus machttheoretischer Perspektive . . . . 62

Antoine Idier
Eine homosexuelle Politik der Zerstreuung
Zu Guy Hocquenghems »Das homosexuelle Begehren« . . . . . . . 85

Monty Ott
Übersetzungsfehler oder Ausdruck deutscher Erinnerungsabwehr?
(Queere) Jüd:innen als lebende Widersprüche
zu intersektionaler Analyse in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . 108

Eszter Kováts
Zwischen Phobien und Hegemonien
Gender als Feindbild der Rechten und die Probleme
mit einer progressiven Einheitsfront . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Im Gespr äch

»Metaphysisch gesprochen ist Transideologie einem


mittelalterlichen christlichen Kult nicht unähnlich.«
Über Transaktivismus in Großbritannien und die Genese
des genderkritischen Feminismus, über Joanne K. Rowling –
und über Prince als Kritiker Jacques Lacans
Vojin Saša Vukadinović im Gespräch mit der
britischen Feministin Jane Clare Jones . . . . . . . . . . . . . . . 151

Mini aturen

Jan Feddersen und Peter Obstfelder


Queeres Kulturhaus oder: Ein vorläufiges Scheitern
Die Corona-Pandemie hat 2020 das Engagement für ein
Elberskirchen-Hirschfeld-Haus kaum angefochten, in die Krise
geraten ist das Projekt aus anderen, fundamentalen Gründen.
Eine Rekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Benedikt Wolf
Für eine komplexe Ungleichheits- und Ressentimentforschung
Über einige Probleme des Intersektionalitätsansatzes . . . . . . . . 189

Till Randolf Amelung


Politische Hybris
Wie der Transaktivismus seine Erfolge zu verspielen droht . . . . . 197

Jan Feddersen
Queer – Vokabel der Vereindeutigung
Warum das Wort »schwul« aus der öffentlichen Wahrnehmung
gerät und durch »queer« ersetzt wird . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

Götz Wienold
Friedrich Hölderlin – Dichter mann-männlicher Liebe
Eine Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

Peter Rausch
Johannes im Johannis-Eck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

Janin Afken
Subjekträume – Ein Dokumentarfilm über Pelze Multimedia . . . . 240
Mesaoo Wrede
Queer(ing) Xmas – Positionen der Zuneigung
Kunst und Kultur zu queerem Weihnachten mit der Familie,
der Wahlfamilie und den Wahlverwandten –
eine Ausstellung im Sonntags-Club, Berlin . . . . . . . . . . . . . . 249

Rezensionen

Michael Schwartz: Homosexuelle, Seilschaften, Verrat.


Ein transnationales Stereotyp im 20. Jahrhundert (Hedwig Richter) 261

Linda Leskau: Sadismus und Masochismus.


Zur Subversion der Sexualwissenschaft im Frühwerk
Alfred Döblins (Benedikt Wolf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264

Joanna Ostrowska/Joanna Talewicz-Kwiatkowska/


Lutz van Dijk (Hg.): Erinnern in Auschwitz –
auch an sexuelle Minderheiten (Detlef Siegfried) . . . . . . . . . . . 270

Moritz Liebeknecht: Wissen über Sex. Die Deutsche Gesellschaft


für Sexualforschung im Spannungsfeld westdeutscher
Wandlungsprozesse (Rainer Nicolaysen) . . . . . . . . . . . . . . . 274

Patrick Henze: Schwule Emanzipation und ihre Konflikte.


Zur westdeutschen Schwulenbewegung der 1970er Jahre
(Benno Gammerl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280

Ilse Bindseil: Es denkt. Für eine gesellschaftliche Definition


des Geistes und einen Verzicht auf eine Definition des Körpers
(Marco Ebert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286

Rainer Falk/Sven Limbeck (Hg.): Casta Diva.


Der schwule Opernführer (Uwe Friedrich) . . . . . . . . . . . . . . 292

Herausgeber*innen und Autor*innen . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

Bildnachweis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Editorial

»Mehr Sexualität, die Herrschaften!«, soll der Schriftsteller Oskar Ma-


ria Graf einst seinem Publikum zugerufen haben. Die Entscheidung über
die genaue Menge, die sich jede*r erlauben oder zumuten will, überlassen
wir gern dem Gutdünken unserer Leser*innen, auch den weniger herr-
schaftlichen. Mit der sechsten Ausgabe des Jahrbuchs legen wir Ihnen ein-
fach unsere jährliche Dosis Sexualitäten ans Herz. Wir laden Sie ein, mehr
über die Debatte zur geschlechtlichen Vielfalt zu erfahren und über die
gesellschaftlichen Dimensionen der Lust ebenso nachzudenken wie über
die intimen Unwägbarkeiten des Begehrens.
Auch an dieser Stelle sind zunächst einige Anmerkungen zur Corona-
Pandemie notwendig. Zwar wurde unsere textbasierte Arbeit erfreulicher-
weise kaum beeinträchtigt, aber die Vorträge und Diskussionen, aus denen
die Beiträge in der Rubrik »Lectures« hervorgehen, konnten nur online
stattfinden, sodass der spontane Austausch mit dem Publikum leider weit-
gehend fehlte. Immerhin aber erwiesen sich Livestream-Vorträge als eine
gute Alternative, zumal sie als Videos anschließend auf unserer Website
www.queernations.de zugänglich bleiben.
Wie steht es jedoch mit dem Sexuellen in der Zeit der Kontaktverbote?
Oft ist zu hören, dass diejenigen, die in Partnerschaften leben, derzeit im
Vorteil seien, während Singles in einer Wüste darbten, in der es nur we-
nige Oasen in Form von Dates gebe. Die sozialen, psychischen und sexu-
ellen Effekte der Pandemie leuchtet der Essay von Marco Kammholz aus,
auf ebenso umfassende wie behutsame und einsichtsreiche Weise. Er zeigt,
dass das Streben nach Abstand und Sicherheit die Lust mit einer Aura des
Gefährlichen umgebe und sie zugleich mit neuen Trost- und Glückshoff-
nungen verknüpfe. Im Ergebnis, so schließt Kammholz’ Essay, habe sich
durch die Pandemie das Sexuelle zwar nicht verändert, sehr wohl aber die
»Koordinaten seines Hervortretens«.
Worum ging es mit Blick auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt noch
im letzten Jahr? Die Debatte über Identitätspolitik dreht weiter ihre Run-
den, intensiver denn je. Mehrere Beiträge in diesem Band versuchen sie
mit neuen Perspektiven produktiv zu wenden. Eszter Kováts’ Lecture geht
der rechtspopulistischen und feministischen Aufregung über die Gender-
Diskussion auf den Grund. Sie warnt davor, Proteste und Vorbehalte vor-
schnell als Effekt irgendwelcher Verlustängste abzutun. Je besser man die
verschiedenen Positionen innerhalb des gesellschaftlichen Konflikts ver-
stehe, desto eher ließen sich weiterführende Perspektiven für das eigene
Denken gewinnen, die vielleicht sogar einen Ausweg aus dem Labyrinth
10 editorial

der verhärteten Fronten weisen könnten. Till Randolf Amelung positio-


niert sich in seiner Miniatur zur aktuellen trans*-Debatte im Vereinigten
Königreich und in Deutschland ähnlich. Er rät queeren Aktivist*innen,
sich ernsthaft mit den Vorwürfen der Gegenseite auseinander- und das
gesellschaftliche Verständnis für die eigenen Anliegen nicht leichtfer-
tig aufs Spiel zu setzen. Auch die britische Feministin Jane Clare Jones
wirft im Gespräch mit Vojin Saša Vukadinović einen kritischen Blick auf
die fortdauernde Diskussion über geschlechtliche Vielfalt, etwa auf den
Streit, den die Twitter-Äußerungen und weitere publizistische Interven-
tionen der Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling auslösten. In einer Mi-
niatur geht Jan Feddersen der Frage nach, warum und mit welchen Folgen
das Wort »schwul« zunehmend durch das inzwischen politisch korrekte
»queer« ersetzt wird. Eine solche Entschwulung der Sprache kappe nicht
nur die Verbindung zu den sexualemanzipatorischen und schwulenbeweg-
ten Kämpfen seit Beginn der 1970er Jahre, sondern führe vor allem auch
zur Entkörperlichung der Bilder, die mit »schwul« aufgerufen würden, zur
Tilgung von sexuell Begehrlichem und unberechenbar Triebhaftem.
Fragen rund um Identität und Differenz kommen auch dort zum
Tragen, wo sich hetero-sexistische mit rassistischen Diskriminierungen
überschneiden. Zu dieser Debatte trägt Benedikt Wolfs Miniatur mit einer
Kritik des Intersektionalitätsansatzes und einem Plädoyer für eine kom-
plexe Ungleichheits- und Ressentimentforschung bei. Monty Ott argu-
mentiert für eine Differenzierung des Konzepts der Intersektionalität
und fordert, in Debatten über Rassismus dem Antisemitismus mehr Ge-
wicht zu verleihen. Daraus würden sich auch dringend nötige, vielschich-
tigere Einblicke in jüdisches und insbesondere queer-jüdisches Leben in
Deutschland ergeben. So könne sichtbar werden, was allzu lang ausge-
blendet worden sei.
Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, das ist ebenfalls eines der Themen,
die im Jahrbuch immer wieder eine Rolle spielen. In ihrer Miniatur über
einen von ihr selbst produzierten Dokumentarfilm diskutiert Janin Afken
Visualität und Visibilität sowohl mit Blick auf das (West-)Berliner »Pelze
Multimedia« als einen Ort der lesbischen Avantgarde in den 1980er und
1990er Jahren als auch mit Blick auf dessen Darstellung in der filmi-
schen Retrospektive des Dokumentarfilms »Subjekträume«. Das Anlie-
gen, einem über lange Zeit ausgeblendeten Thema zu neuer Aufmerk-
samkeit zu verhelfen, bestimmt auch Jan-Henrik Friedrichs’ Lecture zur
Debatte über Pädosexualität in der Schwulenbewegung der 1970er Jahre.
Dabei zeigt er, wie nachlässig viele Akteur*innen damals mit Fragen der
Macht und der Gewalt umgingen und wie wichtig es deswegen ist, diesen
Fragen in der historischen Analyse umso sorgfältiger nachzugehen. Die
editorial 11

»Pädo-Frage« berührt auch Antoine Idiers Lecture über Guy Hocquen-


ghems kürzlich auf Deutsch neu aufgelegtes Buch »Das homosexuelle
Begehren« von 1972. In der Zusammenschau der Beiträge von Idier und
Friedrichs wird klar, dass zur Pädosexualität nach wie vor verschiedene,
mehr oder weniger problematische Positionen existieren.
Im Zentrum von Idiers Überlegungen steht Hocquenghems Verständ-
nis des Begehrens und der homosexuellen Emanzipation als spontanen,
undogmatischen und zerstreuenden Kräften, die sich auch und gerade
linken Ordnungsrufen und Einhegungsversuchen immer wieder entzie-
hen. Wird dieses Denken in einer Zeit wie der heutigen, in der die Lust im
Zweifelsfall eher problematisiert als gefeiert wird, wieder attraktiver? Mit
der Frage, ob die sexuellen Utopien der 1960er und 1970er Jahre wirklich
veraltet sind, beschäftigt sich auch Aaron Lahl in seiner Lecture über Her-
bert Marcuses psychoanalytisch grundiertes Beharren auf der Hoffnung,
der Konflikt zwischen Eros und Kultur werde sich dereinst auf nicht-re-
pressive Weise lösen lassen.
Wie immer widmen sich gerade die kürzeren Texte des Jahrbuchs einer
Vielzahl weiterer Themen. Mesaoo Wrede bereichert den Band mit An-
merkungen zu einer von ihr kuratierten Ausstellung über queere Weih-
nachten. Götz Wienold steuert eine Miniatur über Friedrich Hölderlin
als Dichter der mann-männlichen Liebe bei. Zum weiten Themenspek-
trum im Rezensionsteil zählen eine materialistisch-feministische Kritik
des Denkens, ein schwuler Opernführer, die westdeutsche Schwulenbe-
wegung der 1970er Jahre, die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für
Sexualforschung, das wirkmächtige Stereotyp von den homosexuellen
Verschwörern, die Erinnerung an sexuelle Minderheiten in Auschwitz
und die Rolle von Sadismus und Masochismus bei Alfred Döblin. Eine
besondere Perle ist Peter Rauschs kurze Erzählung »Johannes im Johan-
nis-Eck«, die im Ost-Berlin der 1970er Jahre spielt und damals auch ge-
schrieben wurde. Wir veröffentlichen sie hier zusammen mit einem Brief
von Christa Wolf, der Rausch 1979 sein Manuskript geschickt hatte. Das
Johannis-Eck findet sich auch auf dem Foto, das den Schutzumschlag des
diesjährigen Jahrbuchs ziert.
Und schließlich ein paar Worte zu einem Thema, dem sich das Jahr-
buch Sexualitäten seit seiner Gründung verpflichtet weiß: dem Projekt
eines Queeren Kulturhauses in Berlin, über dessen Stand hier jährlich in-
formiert wurde, angereichert mit Beiträgen von beteiligten Institutionen,
die sich selbst vorstellten und ihr Interesse an einem Queeren Kulturhaus
beschrieben. In diesem Jahr jedoch müssen Jan Feddersen als Initiator,
Mitbegründer und ehemaliger Vorsitzender und Peter Obstfelder als ehe-
maliger Schatzmeister der Freund*innen des Elberskirchen-
12 editorial

Hauses – Queeres Kulturhaus e. V. über das Scheitern des Projekts in sei-


ner geplanten Form berichten. Beide traten zum 31. Dezember 2020 von
ihren Ämtern zurück; die Initiative Queer Nations war bereits kurz zu-
vor – wie fast alle anderen beteiligten Institutionen – aus dem Verein
ausgetreten. Diese traurige, eines Tages zu historisierende Entwicklung
ändert indes nichts an dem Elan der weiterhin aktiven Initiative Queer
Nations und ihres Periodikums Jahrbuch Sexualitäten.
Bleibt noch, auf die Veränderung unseres Herausgeber*innenteams
hinzuweisen, das in diesem Jahr einmalig von der Bielefelder Er-
ziehungswissenschaftlerin Melanie Babenhauserheide unterstützt wurde.
Zugleich ist dieser Jahrgang der letzte, an dem Benno Gammerl, Mit-
herausgeber von Beginn an, mitgewirkt hat. Er widmet sich in Zukunft
am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz der Geschlechter- und
Sexualitätengeschichte. In der Redaktion folgt ihm ab dem kommenden
Jahrgang die Berliner Historikerin Vera Kallenberg. Jetzt aber wünschen
wir Ihnen viel Freude und anregende Lektüren mit dem Jahrbuch Sexua-
litäten 2021.

Berlin/Florenz/Hamburg/Bielefeld, im März 2021


Melanie Babenhauserheide
Jan Feddersen
Benno Gammerl
Rainer Nicolaysen
Benedikt Wolf
Essay
Sexualität in Zeiten der Coronakrise1
M ARCO K AMMHOLZ

Vorbemerkungen zu einer unwirtlichen Situation

Ein Virus betritt die Welt und ist naturgemäß ansteckend. Es trifft auf
eine wie nie zuvor vernetzte Welt und auf Produktionsbedingungen und
Lebensweisen, die in höchstem Maße auf Beschleunigung und Tausch be-
ruhen. So hat das neuartige Virus SARS-CoV-2 in kürzester Zeit seine
besitzergreifende Wirkung entfaltet. In Besitz genommen sind nicht nur
die Ströme und Bewegungen aus Menschen und Waren, die ordnungs-
politischen Maßnahmen und die alltäglichen Handlungsvollzüge, sondern
auch die Empfindungen und Erfahrungen, das Fantasieleben und selbst der
Fluss der Körpersäfte scheinen unter dem Diktat des Coronavirus und seiner
sozialen Folgen zu stehen. Kaum denkt man in diesem Sinne über das Virus
nach, erhält der – selbstverständlich durch die Eingriffe des Menschen in die
Natur entstandene2 – Erreger nahezu menschliche Eigenschaften, und die
Dinge stehen Kopf, denn natürlich verfügt der virale Organismus nicht über
Verstand wie Mensch oder Tier. Slavoj Žižek spricht in seinem »hegeliani-
schen Willkommensgruß für unsere seltsamen Zeiten, in denen das Höchste
und das Niedrigste durcheinandergeraten«, von der Oszillation zwischen
dem Lebendigen und Nicht-Lebendigen, dem Leben und dem Tod, die dem
Wesen des Virus eigen sei.3 Es infiziert folglich nicht nur die menschlichen
Körper, sondern bildet sogleich einen infektiösen Fantasieinhalt, dessen psy-
chisches Ansteckungspotenzial auf beiden Seiten des gesellschaftlichen und
individuellen Umgangs mit der viralen Bedrohung abzulesen ist: Während
die einen die reale Gefahr in der pandemischen Situation leugnen und sich

1 Dieser Essay beruht auf verschiedenen Vorträgen und Bildungsveranstaltungen des Autors,
vor allem auf Marco Kammholz: Lockdown? Sexualität und Prävention in Zeiten der Pan-
demie. In: Deutsche Aidshilfe: Dokumentation des Fachtags »Stärker als die Zeit!« Auswir-
kungen der Covid-19-Pandemie auf die zukünftige Aidshilfearbeit. Berlin 2020, S. 13-20.
2 Dazu Chuang: Social Contagion. Microbiological Classwar in China, chuang.org, 2020,
http://chuangcn.org/2020/02/social-contagion [letzter Zugriff am 2.1.2021].
3 Slavoj Žižek: Das Virus befällt den Menschen, aber auch und vor allem: Der Geist des
Menschen ist selbst ein Virus. In: Neue Zürcher Zeitung vom 27.8.2020, https://www.
nzz.ch/feuilleton/das-virus-befaellt-den-menschen-aber-auch-und-vor-allem-der-geist-
des-menschen-ist-selbst-ein-virus-ld.1573131 [letzter Zugriff am 21.12.2020].
16 marco kammholz

über Verschwörungsfantasien vergemeinschaften, totalisieren die anderen


das Risiko und seine Verhinderung in einer Gemeinschaft des Verzichts und
setzen das Festhalten an direktem sozialem Kontakt und Miteinander mit
Mordabsichten gleich. Das Virus liegt somit buchstäblich in der Luft – in der
physischen und in der metaphorischen Luft. Wer leugnet, dass diese physi-
sche Luft – dann, wenn keine Schutzmaßnahmen getroffen werden – eine
reale Gefahr für das Leben einzelner Menschen bergen kann, über den kann
mit gutem Gewissen behauptet werden, dass er den Verstand verloren hat.
Wer allerdings die Subjekte »[n]icht mehr als Konkretisierung der Möglich-
keiten, die den Menschen im Guten wie im Schlechten innewohnen und zu
denen auch die Krankheit gehört, […] sondern nur als potenzielle Krank-
heitsherde« sieht,4 an dessen Geisteskraft darf durchaus auch gezweifelt
werden.
Die Umstände, unter denen das Zusammenleben in der Coronapande-
mie stattfinden muss, und ihre individuellen und kollektiven Auswirkun-
gen verdeutlichen also auf eindrückliche Weise, was die Psychoanalyse
für das gesellschaftliche Leben generell als wesentlich feststellt: Es ist un-
heimlich und unbehaglich. Sigmund Freud verweist zur Beschreibung der
gegensätzlichen Impulse des sozialen Lebens in »Massenpsychologie und
Ich-Analyse«5 nicht ohne Grund auf Schopenhauers Parabel von den Sta-
chelschweinen. Diese suchen die Nähe zueinander, um sich vor der Kälte
und dem Erfrieren zu schützen; gleichwohl treiben ihre Stacheln sie wie-
der auseinander. Für Schopenhauer liegt die Lösung aufgrund der »vie-
len widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler«,6 die einem
durch die Mitmenschen begegnen, in der Sitte und der Höflichkeit, die
sich in einer simplen Anweisung äußere: Keep your distance!7 Das Ge-
bot zum Abstandhalten – bei gleichzeitigem, vielfach verwehrtem Wunsch
des Sich-nahe-Kommens – hat sich mit dem Aufkommen des Coronavirus
nunmehr derart verallgemeinert und dabei den Alltag und die Gefühle
so durchdrungen, dass sich der Gedanke einer grundsätzlichen Neujus-
tierung des Lebens, und darin auch der sexuellen Verhältnisse, aufdrängt.

4 Magnus Klaue: Das letzte Risiko. In: welt.de vom 17.11.2020, https://www.welt.de/kultur/
plus220042782/Corona-Moral-Kritik-an-Christian-Drostens-pandemischem-Imperativ.
html [letzter Zugriff am 27.12.2020].
5 Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse [1921]. In: ders.: Gesammelte Werke.
Chronologisch geordnet. Hg. von Anna Freud, Edward Bibring, Willi Hoffer, Ernst Kris und
Otto Isakower, Bd. XIII. London 1940, S. 71-161, hier S. 110.
6 Arthur Schopenhauer: Die Parabel von den Stachelschweinen. In: ders.: Sämtliche Werke in
fünf Bänden. Hg. von Wolfgang von Löhneysen, Bd. 5. Darmstadt 1979, S. 765.
7 Vgl. Marco Kammholz: Das Unbehagen in der Pandemie. In: Jungle World 16/2020,
https://jungle.world/artikel/2020/16/das-unbehagen-der-pandemie [letzter Zugriff am
27.12.2020].
sexualität in zeiten der coronakrise 17

Es sind in diesem Zusammenhang aber nicht nur die Überlegungen


Freuds zur Beziehung zwischen sogenannter Massen- und Individualpsy-
chologie und zwischen Nähe und Distanz, die Aufschluss über die Dyna-
miken und Affekte des derzeitigen sozialen und psychischen Lebens liefern
können, sondern auch die psychoanalytischen Einsichten in die Bedingun-
gen von Kultur. Darin werden – neben Eros und Ananke, also Liebe und Not,
und dem immerwährenden Spannungsfeld aus Verbindung und Trennung –
vor allem auch Triebverzicht und Aggressionshemmung in ihrer Beziehung
zu Schuld und Gewissen in den Mittelpunkt gerückt.8 Als Quellen der Lei-
den der Menschen nennt Freud »die Übermacht der Natur, die Hinfälligkeit
unseres eigenen Körpers und die Unzulänglichkeit der Einrichtungen, wel-
che die Beziehungen der Menschen zueinander in Familie, Staat und Gesell-
schaft regeln«.9 So sei durch den Menschen als Kulturwesen »für ein Stück
Glücksmöglichkeit ein Stück Sicherheit eingetauscht« worden.10 In der Pan-
demie treten nun die Gewalt durch die Natur, das Vernichtungspotenzial der
Menschheit, die Endlichkeit menschlichen Lebens und die Verletzlichkeit
des Körpers derart geschlossen in Erscheinung, dass daraus zugleich hoch-
gradige Widersprüche für das gesellschaftliche Leben entstehen:11 Die Vi-
rusausbreitung beschleunigt sich, das Leben auf dem Globus entschleunigt
sich. Einzelne Menschen und Gruppen sind global, national, regional von-
einander getrennt, und zur gleichen Zeit wird die Menschheit auf vielleicht
einzigartige Weise kollektiviert.12 Man entsagt den politischen, kulturellen
und intellektuellen Versammlungen, und zugleich werden Solidarität und
Zusammengehörigkeit beschworen. Man kann Hoffnung schöpfen auf eine

8 Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur [1930]. In: ders.: Gesammelte Werke.
Chronologisch geordnet. Hg. von Anna Freud, Edward Bibring, Willi Hoffer, Ernst Kris
und Otto Isakower, Bd. XIV. London 1955, S. 419-506.
9 Ebd., S. 454.
10 Ebd., S. 484.
11 Vgl. Christian Knuth: Interview [mit Marco Kammholz]: Grundbedürfnis Sexualität –
Nähe in Zeiten von Isolation. In: Männer Magazin. 2020, https://www.maenner.media/
gesundheit/sexualitaet/interview-marco-kammholz-corona-und-sexualitaet [letzter Zu-
griff am 27.12.2020].
12 Die Politikwissenschaftlerin und Psychoanalytikerin Liana Giorgi weist angesichts der
in multiple Krisen eingebetteten Coronakrise auf eine folgenreiche Nationalisierung von
politischem Handeln und fehlende globale Kooperation zu Beginn der Pandemie hin. Sie
beschreibt dabei auch eine »Aushöhlung von affektiven Bindungen« und bezeichnet »die
schnelle und starre Widerbelebung [sic] des Nationalismus« als »eine Form der kollek-
tiven Abwehr«; Liana Giorgi: Transformationen in »Corona«. Vortrag im Webinar der
Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung: Ein neues Unbehagen in der Kultur?
Der Einzelne und die Gesellschaft in Zeiten von Covid-19, 30.9.2020; Vortrag einsehbar
unter: https://ipa.world/IPA/en/IPA1/Webinars/Ein_neues_Unbehagen_in_der_Kultur.
aspx [letzter Zugriff am 27.12.2020].
18 marco kammholz

Impfung in der Zukunft und ist mit Blick auf die hohen Infektionszahlen
gleichzeitig mit einer massiv verschlechterten Gegenwart konfrontiert. Man
zeigt Fürsorge, indem man andere meidet. Man rückt von den vielen ande-
ren Körpern ab und kommt den wenigen, die einem bleiben, umso näher.
Letzterer Umstand – die wohlgemerkt unfreiwillige intensivierte Nähe
zu insgesamt weniger oder nur noch zu einzelnen Menschen – ist selbst-
verständlich bei weitem nicht nur schön.
Inmitten dieser unwägbaren Kulisse unternimmt der folgende Text den
Versuch – noch während die Pandemie die Welt in Atem hält –, das Ver-
hältnis zwischen Sexualität und Coronakrise näher zu bestimmen.

Das Stimmengewirr der Pandemie

Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch hat Mitte der 1980er Jahre


vielsagend zusammengefasst, dass im Zentrum jeder Sexualforschung
die Frage stehe, »wie Gesellschaft in das Sexuelle eindringt und aus ihm
spricht«.13 Wenn sich im Frühjahr 2020 mehr als die Hälfte der Weltbe-
völkerung in einem Lockdown befand, weil ein Virus die multiplen von
der Menschheit selbst produzierten Krisen miteinander verschränkt und
dabei grundlegend und umfassend in das soziale und körperliche Mit-
einander eingreift, ist die Frage nach den Auswirkungen auf die Sexua-
lität mehr als naheliegend. Aber inwiefern die Coronakrise aus dem Sexu-
ellen heraus spricht – und wie das Sexuelle von den einzelnen Menschen
erfahren und erlebt wird –, ist dabei unklar. Die Beantwortung der Frage
muss in vielerlei Hinsicht offenbleiben. Mit relativer Sicherheit lässt sich
zumindest eines behaupten: Das Sexuelle gibt die Hygiene- und Schutz-
gebote, die hinsichtlich des Übertragungsrisikos des Coronavirus gelten,
nicht ungefiltert wieder. Zwar können Abstandhalten, Händewaschen und
Atemschutzmasken – Maßnahmen der Mäßigung, der Einsicht, des Rück-
zugs, der Reinigung, des Verzichts, der Trennung, der Vernunft und der
Grenzwahrung – sexuell in Aktion treten und natürlich auch sexualisiert
werden. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sexualität
mitunter eine grenzüberschreitende, drängende, besudelnde, verbindende,
radikal assoziative14 und irrationale Angelegenheit darstellt. Gerade des-
halb suchen wir sexuelle Erfahrungen – in ihren unendlichen und oftmals

13 Volkmar Sigusch: Die Mystifikation des Sexuellen. Frankfurt a. M./New York 1984, S. 9.
14 Während zugleich neben dem Assoziativen, also Verbindenden, ebenso dissoziative Mo-
mente und Zustände von Bedeutung sind, so beispielsweise die Gefühle des Enthoben-
Seins und des Auseinanderfallens wie auch die für die sexuelle Erregung notwendige
Abspaltung von Teilbereichen.
sexualität in zeiten der coronakrise 19

verwirrenden Formen und Zuständen – ein Leben lang auf. Tritt aller-
dings etwas Neues in die Welt – sei es industrieller, technischer, geisti-
ger, stofflicher oder eben viraler Art – und wenn es dazu, wie im Falle von
Covid-19, sowohl das Verhältnis der Körper zueinander als auch das Ver-
hältnis zum eigenen Körper so grundlegend berührt, verändern sich auch
die Anforderungen an Sexualität. »Wie widersprüchlich es zugeht und
in sich verdreht, wenn moralische Gebote aus vergangenen Formationen
mit neuen Konventionen sich verbinden«, so Sigusch weiter zu sexueller
Liberalisierung generell, »kann an vielen, wenn nicht allen sexuellen Er-
scheinungen dieses Jahrhunderts studiert werden.«15 Kommt es also zu
Wandlungen und Transformationen des Gesellschaftlichen, so stiftet das
Sexuelle darin immerzu Verwirrung. Es stellt in diesem Zusammenhang
eine Binsenweisheit dar, dass sexuelle Phänomene der Moderne als wider-
sprüchliche Gebilde in Erscheinung treten. Sie haben allesamt eine janus-
köpfige Gestalt, weisen zurück und nach vorn, verschränken Neues mit
Altem. Auch Sexualität in Zeiten der Pandemie scheint nun – zumindest
in der öffentlichen Auseinandersetzung – in zwei Richtungen zerrissen:
Einerseits ergeben sich aus dem Gesundheitsschutz und aus den Maßnah-
men zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus Anforderungen an die
Einzelnen, die als vor-liberal bezeichnet werden können. Direkte, sexuelle
Kontakte sollen reduziert oder eingestellt werden, sexuelle Handlungen
direkter Art sollen sich auf Partnerschaften oder den eigenen Haushalt
beschränken, Sex mit mehreren oder häufig wechselnden Partnerinnen
und Partnern soll vermieden werden, (halb-)öffentliche Orte für (bezahl-
ten) Sex werden geschlossen. Andererseits wird Sexualität auf spezifische
Weise bejaht und positiv akzentuiert, beispielsweise als gesund und ver-
handelbar, was nur vor dem Hintergrund sexueller Liberalisierung ver-
standen werden kann. Es handelt sich also um einen aus epidemiologi-
schen Notwendigkeiten abgeleiteten Sexualkonservatismus einerseits und
einen optimierungs-, gefühls- und marktorientierten Sexualliberalismus
andererseits, die sich in der Coronapandemie in einem – mitunter hyste-
risch anmutenden – Wechselspiel begegnen.16

15 Sigusch: Mystifikation (wie Anm. 13), S. 95.


16 Nicola Döring und Roberto Walter stellen zu Beginn der Pandemie in ihrer Studie zu
den medialen Narrativen hinsichtlich Sexualität in der Coronakrise fest, dass insbeson-
dere in Bezug auf Solosexualität ein »Mehr« behauptet wird (also mehr Masturbation,
mehr Sextoy-Kauf und -Nutzung, mehr Pornografiekonsum). Für die Partnersexualität
stehen Narrative bezogen auf mehr Beziehungssex, mehr Babys, höhere Scheidungs-
rate, mehr Telefon- und Internetsex und weniger unverbindlichen Partnersex im Raum.
Als Problem-Narrative werden zudem die Zunahme an häuslicher, sexueller und part-
nerschaftlicher Gewalt, Diskriminierung von Minderheiten, fehlender Zugang zum
20 marco kammholz

Eindrücklich zum Ausdruck kommen diese Ströme innerhalb einer –


sozusagen pandemisierten – Sexualmoral vor allem in der Thematisierung
von Sexualität durch die Massenmedien und durch die öffentliche Ge-
sundheitsfürsorge.17
Eine Mitteilung der erotischen, mehrheitlich heterosexuellen Da-
ting-Plattform »JOYclub« war zu Beginn der Pandemie mit folgen-
dem Titel überschrieben: »Sex in Zeiten von Corona: Deutsche bleiben
enthaltsam«.18 Von den 3,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzern der
Plattform hatten sich rund 1.000 an einer Befragung des Unternehmens
beteiligt. Dabei gaben 38,5 Prozent der Männer und 50,5 Prozent der
Frauen an, seit Ausbruch der Coronakrise keinen oder weniger Sex zu
haben. Laut der Umfrage würden zudem 14,4 Prozent der Befragten auf
Stellungen beim Sex verzichten, bei denen sich die Gesichter nahekom-
men. Zudem gaben 21,4 Prozent an, aktuell keine Lust auf Sex zu haben.19
Der Befragung mangelt es nun an wissenschaftlicher Aussagekraft und
Validität, wenngleich sich ihre Ergebnisse mit Befragungen der Nutzer
der Dating-Plattformen »Planetromeo« und »gay.de« decken: Ein (gro-
ßer) Teil der befragten Homo- und Bisexuellen berichtet vom Verzicht auf
(Sex-)Dates und einer starken Verringerung von direkten Sexualkontak-
ten außerhalb von festen Partnerschaften oder dem gänzlichen Verzicht
auf sie.20 Auch Barbara Rothmüller stellt in ihrer im März 2020 durchge-
führten Studie zu »Intimität und sozialen Beziehungen in der Zeit physi-
scher Distanzierung« eine deutliche »sexuelle Selbstbeschränkung«, ins-
besondere unter schwulen und bisexuellen Männern, fest.21

Schwangerschaftsabbruch und Belastungen bei Schwangerschaft und Geburt in Stellung


gebracht; Nicola Döring/Roberto Walter: Wie verändert die COVID-19-Pandemie unsere
Sexualitäten? Eine Übersicht medialer Narrative im Frühjahr 2020. In: Zeitschrift für
Sexualforschung 33 (2020), H. 2, S. 65-75.
17 Es liegt zum jetzigen Zeitpunkt noch kein ausreichendes sexualwissenschaftliches Ma-
terial über die Auswirkungen der Pandemie auf die Sexualität vor. Zum einen, weil die
Generierung von Erkenntnissen noch Zeit braucht, zum anderen, weil bisher fast aus-
schließlich quantitative Untersuchungen vorliegen. Unmittelbarer beobachten und ana-
lysieren lassen sich derzeit daher vor allem die Standpunkte und Inszenierungen in den
Medien, innerhalb der Gesundheitsfürsorge und in der öffentlichen Debatte insgesamt.
18 JOYclub: Sex in Zeiten von Corona: Deutsche bleiben enthaltsam, Presseportal. 2020,
https://www.presseportal.de/pm/106057/4555182 [letzter Zugriff am 5.11.2020]; dazu
auch Döring/Walter (wie Anm. 16).
19 Vgl. JOYclub (wie Anm. 18).
20 Planetromeo: Survey results: ROMEOs in Lockdown. 2020, http://planetromeo.romeos-
in-lockdown.sgizmo.com/r/318764_5eba7cc3684816.58921761 [letzter Zugriff 4.11.2020];
cw: Gay.de-Umfrage: Mehrheit der Schwulen hat wegen Corona weniger Sex, queer.de.
2020, https://www.queer.de/detail.php?article_id=35766 [letzter Zugriff am 29.12.2020].
21 Vgl. Barbara Rothmüller: Intimität und soziale Beziehungen in der Zeit physischer
sexualität in zeiten der coronakrise 21

Abgesehen von diesen – angesichts der generellen Aufforderung zur


Reduktion direkter sozialer Kontakte – naheliegenden Ergebnissen ist
aber vielmehr interessant, wie über Sexualität in der Coronapandemie
gesprochen und was darüber behauptet wird. Die Zusammenfassung der
»JOYclub«-Befragung, wonach die Deutschen enthaltsam bleiben würden,
ist deshalb so bezeichnend, weil sie auf eine Umfrage Bezug nimmt, bei der
erstens unklar ist, was mit »Sex« überhaupt gemeint ist, bei der zweitens
immerhin die Hälfte aller befragten Frauen und mehr als die Hälfte aller be-
fragten Männer angeben, weiterhin oder gleich viel Sex zu haben, und bei
der drittens jede und jeder fünfte Befragte zurückmeldet, derzeit keine Lust
auf Sex zu haben. Enthaltsamkeit – also der bewusste, ethisch konnotierte
Verzicht auf Geschlechtsverkehr oder Masturbation22 – spielt als Erklärung
für das Sexualverhalten der Menschen vermutlich also eine deutlich unter-
geordnete Rolle. In der Überschrift ist aber zugleich ein bedeutsamer Wi-
derhall enthalten: Dass die Deutschen enthaltsam bleiben würden, beinhal-
tet einerseits sprachlich die implizite Botschaft, dass sie es bereits vor der
Coronapandemie gewesen seien (oder besser gewesen wären), und anderer-
seits die Botschaft an die Leserinnen und Leser, dass sie es diesen Deutschen
besser gleichtun sollten und enthaltsam werden müssten.
Seit Beginn der Pandemie hängt ein Großteil der Behauptungen über
und Ratschläge zu einer Sexualität in Zeiten der Coronakrise diesem Bild
eines geläuterten Sexualverhaltens und darin einer äußerlich wie inner-
lich bereinigten Sexualität an. Geht es um Sexualität in Zeiten der Pan-
demie, scheinen Beharrungskräfte am Werk zu sein, die jede Aussage und
Einschätzung in eine infektiologische und epidemiologische Logik drän-
gen und die den Herrschaftsanspruch von Covid-19 verabsolutieren. Im
Falle der Angebote zur sexuellen Gesundheit entfalten sich diese Dynami-
ken scheinbar reflexartig, wenngleich sich das Selbstverständnis von pro-
gressiver und liberaler Präventionsarbeit im Feld der Sexualität von einer
rein epidemiologisch begründeten Vorbeugung oder Verhinderung von
sexuellen Verhaltensweisen unterscheidet. Es fußt seit der Aidskrise viel-
mehr auf der Einsicht, dass die sexuellen Bedürfnisse der Adressatinnen

zierung. Ausgewählte Zwischenergebnisse zur COVID-19-Pandemie. 2020, http://barbara-


rothmueller.net/rothmueller2020zwischenberichtCOVID19.pdf, S. 18 [letzter Zugriff am
5.11.2020].
22 Ohnehin beschränkt sich die Befragung offensichtlich auf die direkten sexuellen Hand-
lungen und ist somit zentriert auf Geschlechtsverkehr. Solosexuelle Aktivitäten bleiben
unberücksichtigt. Lediglich die Angabe, derzeit keine Lust auf Sex zu haben, weist auf
einen bedeutsamen Aspekt hin: Nicht wenigen Menschen vergeht angesichts der Coro-
napandemie offenbar schlichtweg die Lust. Libidoverlust und sexuelle Unlust können
aber mitnichten mit Enthaltsamkeit gleichgesetzt werden.
22 marco kammholz

und Adressaten – unabhängig davon, ob sie sogenannte Risiken in sich


bergen – ernst genommen werden müssen.
Die Positionen und Bekanntmachungen zu Sexualität in Zeiten von
Corona leuchten im ersten Moment ein, weil sie in Bezug auf die medi-
zinische Sache – die Auseinandersetzung mit einem sehr leicht übertrag-
baren neuartigen Virus – im Prinzip richtig sind. Sie muten aber deshalb
so seltsam an und kommen einer Verrenkung gleich, weil sie sich auf das
Sexuelle und dabei auf die illusionäre Annahme einer (befriedigenden)
Vereinbarkeit von Coronaschutz bzw. -prävention einerseits und sexuel-
len Handlungen oder Wünschen andererseits beziehen. Betrachtet man
die Botschaften und Narrative, mit denen zum Thema Sex in der Pande-
mie operiert wird, so hält in die Sexualität, die sich stets individuell rea-
lisiert, ein Seuchenschutz Einzug, der allerdings einen kollektivierenden
Anspruch formuliert. Während das Individuelle aber mit Dynamiken der
Aushandlung, Abwägung, Ambivalenz, Wechselseitigkeit, Mehrdeutigkeit
und Kommunikation begriffen werden muss, handelt die kollektive Prä-
ventionsanforderung unter einem Anspruch der Lösung, des Einklangs
und der Vereinseitigung. Selten waren die von Ulrich Bröckling zu einer
Soziologie der Prävention kritisch herausgearbeiteten Mechanismen prä-
ventiver Logiken so deutlich zu beobachten wie inmitten des Aufkom-
mens des neuartigen Coronavirus und seiner globalen Ausbreitung: Prä-
vention will nichts schaffen, sondern sie will verhindern, sie versucht die
Kontingenz von Zukunft zu bändigen, sie bezieht sich auf Risiken und
ist ein unabschließbares Projekt, sie bedarf eines Willens zum Wissen, sie
normalisiert und totalisiert, sie handelt in Machtrelationen und ist ge-
koppelt an Kosten-Nutzen-Kalküle.23 Nicht zuletzt entwirft Prävention
dabei – ob als harte, autoritäre Maßnahme und Intervention, als weicher
pädagogischer Ratschlag oder als gutmütige Habitualisierungs-Offerte –
ein Kontroll- und Disziplinarregime, das schlussendlich nur mehr oder
weniger freundlich auftritt. Die präventiven Maßnahmen dienen, auch in
der Coronakrise, stets dem Ziel einer Verinnerlichung präventiver Gebote,
also der Etablierung einer Art innerpsychischen Lockdowns, oder einer
Disziplinierung durch ein Außen, also eines gesetzlichen und ordnungs-
politisch durchgesetzten Lockdowns.
Das Nachdenken und Sprechen über Sexualität in der pandemischen
Situation findet somit offenbar in einer speziellen Semiosphäre statt,24 in

23 Vgl. Ulrich Bröckling: Vorbeugen ist besser … Zur Soziologie der Prävention. In: Behe-
moth. A Journal on Civilisation 1 (2008), S. 38-48.
24 Der russische Literaturwissenschaftler Juri Michailowitsch Lotman beschreibt mit
Semiosphäre – angelehnt an den Begriff der Biosphäre – den semiotischen Raum einer
Kultur, den ein zusammenhängendes System aufeinander Bezug nehmender Zeichen
sexualität in zeiten der coronakrise 23

deren Mittelpunkt präventive Logiken in Bezug auf sexuelle Handlungen


stehen, die wiederum von Stimmen begleitet werden, die Sex eine rettende
und trostspendende Funktion zusprechen.25 Zugleich entlädt sich an (an-
geblichen) »Superspreader-Events« , wie etwa an den medial skandalisierten
Partys in der Berliner Hasenheide im Sommer 2020, Empörung, die deut-
lich macht, wie bedeutsam vereinseitigende und individualisierende Schuld-
und Verantwortungskomplexe im Kontext der Coronakrise sind. Derartige
Events, zu denen auch die angeblich weiter stattfindenden Sex- und Fetisch-
Partys zählen, stellen – stark von der Fantasie ihrer Kritikerinnen und Kri-
tiker aufgeladene – Handlungen und Zusammenkünfte dar, in deren Mittel-
punkt Lust, Rausch, körperliche Betätigung und Spontanität stehen.
Zur Sexualität in Zeiten der Pandemie äußern sich offiziell vor allem
die staatliche und nicht-staatliche Gesundheitsfürsorge und die Angebote
der sexuellen Gesundheit. Ihre Veröffentlichungen waren zu Beginn der
Pandemie von bemerkenswerten Reflexen und Denkhemmungen beglei-
tet. Es vergingen zunächst Wochen, bis in den Botschaften der zivilisato-
rischen Selbstverständlichkeit Rechnung getragen wurde, dass Sex an sich
nicht untersagt ist, dass direkte Kontakte, darunter auch die sexuellen, re-
duziert werden sollen, aber nicht eingestellt werden müssen, dass Sexua-
lität nicht grundsätzlich eingestellt werden kann und muss und dass Se-
xualität (in aller Regel) zum psychischen und körperlichen Wohlbefinden
beitragen kann. Nach einigen Wochen fanden sich diese Aspekte in den
Gesundheitsratschlägen und Orientierungshilfen der Angebote zur sexu-
ellen Gesundheit, wobei ihr Einbezug mitunter – bei Lektüre der weite-
ren Informationen – eher einem Feigenblatt gleicht. Es verdeckt nur mit
Mühe, wie schwer es offenbar fällt, an der Überzeugung festzuhalten, dass
die Befriedigung sexueller Bedürfnisse – auch unter pandemischen Bedin-
gungen – zwar nicht immer gesund, aber sinnvoll ist.
Der Blick auf die Auflistung der sachlich richtigen, möglichen Über-
tragungswege des Coronavirus auf den Informationsseiten zu Sex und
Corona dürfte bei einigen Adressatinnen und Adressaten beim Lesen je-

und Bedeutungen bildet. »Im Kernbereich befinden sich«, so Lotman, »die dominieren-
den Zeichensysteme, in denen Zeichenbenutzer, Texte und Codes in elaborierter Weise
aufeinander abgestimmt sind«, während sich in der Peripherie das Unverständliche, ver-
loren Gegangene und Fragmentarische befinde. In diesem semiotischen Zusammenhang
zeigt sich, welche Zeichen und Symbole, welche Bedeutungen, lebendig werden können
und welche nicht; Juri Lotman: Über die Semiosphäre. In: Zeitschrift für Semiotik 12
(1990), H. 4, S. 287-305, hier S. 287.
25 So zunächst auch vom Verfasser vertreten; Marco Kammholz: Statement zur Veranstal-
tung. Unveröffentlichter Vortrag, gehalten im Rahmen der Veranstaltung »Pandemie-
Monogamie?«, Aidshilfe Frankfurt, 15.10.2020.
24 marco kammholz

des weiteren Satzes zu ein bisschen mehr Verzweiflung führen. Alles, was
im ersten Moment als sexuell einleuchtend erscheint, zählt zugleich zu
den Wegen der Übertragung: Küssen, Anhauchen/Anhusten, Körperkon-
takt und Schmierinfektionen. Von einer befriedigenden, direkten sexuel-
len Begegnung bleibt allerdings – ohne Küssen, ohne heftigere Atmung,
ohne Körperkontakt, ohne schmieriges Eindringen – nicht sonderlich viel
bis gar nichts übrig. Es fehlt eigentlich nur noch, dass auch der Blick das
Virus übertrüge. Doch auch der Blick steht unter dem Einfluss der physi-
schen Distanzierung (und nicht nur weil die Augenschleimhaut als Ein-
trittspforte für den Erreger dienen kann): In Rothmüllers Befragung zu
Intimität und sozialen Beziehungen im Lockdown gaben gleich zu Beginn
der Pandemie 79 Prozent der Befragten an, das physische Abstandsgebot
verinnerlicht und habitualisiert zu haben, sodass beim Anblick von Filmen
oder vom Zusammenstehen von Menschen Irritation entstehe.26 Es ist
also, glaubt man diesen Daten, in kurzer Zeit ein neues Gefühl von Nähe
und Distanz entstanden.27
Auf der Homepage der Deutschen Aidshilfe heißt es wiederum zu den
Übertragungswegen: »Beim Sex hat man also allein durch die Nähe ein
hohes Risiko einer Übertragung von Coronaviren – egal, um welche Sex-
praktik es geht, sogar beim Kuscheln.«28 Auch diese Informationen sind
sachlich richtig, weil fast jede Form körperlicher Nähe die Möglichkeit der
Übertragung in sich birgt, und dennoch ist ihre Vermittlung tragisch. Dass
Aidshilfen, nachdem sie fast drei Jahrzehnte lang vor Aids, penetrativer
Nähe und Körpersäften warnen mussten, nun fast drei Jahrzehnte nach
Einsetzen der medizinischen Kontrollierbarkeit von HIV, sich genötigt
sehen, auch noch Warnungen vor dem Kuscheln auszusprechen, bringt
einen durchaus absurd anmutenden Geschichtsverlauf zum Ausdruck.29

26 Vgl. Rothmüller (wie Anm. 21), S. 6.


27 Es ist eine offene Frage, inwieweit das coronabedingte Nähe-Distanz-Gefühl grundle-
gend in die sexuellen Beziehungen und Begegnungen eindringt. So dürfte die Irritation
über Menschen, die sich »zu nahe« kommen, im Zuge sexueller Erregung – beispiels-
weise beim Schauen eines Pornos – deutlich abgeschwächt oder aufgelöst sein. Zu fragen
wäre, ob sexuelle Erregung nicht stets auch – für einen Moment – über die Hygiene-,
Schutz- und Abstandsgebote triumphiert. Der sexuelle Wunsch und die sexuelle Erfah-
rung können nicht ohne Grund in mehrfacher Hinsicht als grenzüberschreitend bezeich-
net werden.
28 Deutsche Aidshilfe: Corona und Sex: die wichtigsten Infos. 2020, https://www.aidshilfe.
de/corona-sex [letzter Zugriff am 28.9.2020].
29 In diesem Zusammenhang reaktualisiert die Coronakrise zudem die Aidskrise. Dabei
werden für die Betroffenen nicht nur die Erinnerungen an Tod und Sterben wachgeru-
fen, sondern auch die sexualhygienischen Nachwirkungen mobilisiert, innerhalb derer
ungeschützter Sex, Kontakt zu Körperflüssigkeiten, Promiskuität und anonymer Sex
sexualität in zeiten der coronakrise 25

Als absurd müssen aber auch die Präventionsbotschaften bezeichnet wer-


den, die voreilig und wider besseres Wissen in die Welt gesetzt wurden:
Der medizinische Referent der Deutschen Aidshilfe bezeichnete Analver-
kehr zeitweise als brenzlig,30 die schwule Präventionskampagne »Ich weiß
was ich tu« hob zeitweise die schnelle Anpassungsfähigkeit der Schwu-
len als vorbildlich hervor, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-
rung teilte Singles zwischenzeitlich mit, dass sie derzeit keinen Sex haben
sollten.31 Für diese lebensfremden und selbst aus Perspektive der Gesund-
heitsfürsorge wenig sinnvollen Verlautbarungen bestand zu keinem Zeit-
punkt eine Notwendigkeit; sie lassen sich nur dadurch erklären, dass die
Angst die Federführung übernommen hatte.
Wer allerdings in den irritierenden Ratschlägen und Einschätzungen
offizieller Stellen zur Sexualität in der Pandemie bloß eine unveränderte
und weiterhin wirkmächtige Sex- und Lustfeindlichkeit entdecken will,
der irrt. Zwar ist es richtig, dass Sexualkonservatismus und rigide Sexual-
moral in sexuell liberalisierten Zeiten neue, ungleich kompliziertere Blü-
ten tragen, allerdings war die Coronapandemie bisher nicht imstande, die
postmoderne Besprechbarkeit und Bejahung von Sexualität zu brechen.
Der Vorsitzende der dänischen Gesundheitsbehörden äußert unumwun-
den: »Sex ist eine gute Sache, Sex ist gesund, das Gesundheitsamt befür-
wortet Sex. [sic] Wir alle sind sexuelle Wesen, und natürlich sollen die
Menschen in Zeiten von Corona Sex haben können, auch wenn sie Single
sind.«32 Die New Yorker Gesundheitsbehörden empfehlen, sich einen Co-
rona-Sexpartner oder für Sexdates ein Glory-Hole zuzulegen.33 Auch die
niederländische Regierung empfahl einen »Sexbuddy« für die Pandemie,

problematisiert wurden. Vgl. zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen


Aids- und Coronakrise Patsy l’Amour laLove: Wo Sex und Tod verknüpft sind – und wo
nicht. Zur Bedeutung von Corona und AIDS für schwule Männer. Unveröffentlichter
Vortrag, gehalten im Rahmen des Seminars »Schwule Sexualität in Zeiten der Covid-
19-Pandemie«, Deutsche Aidshilfe, Kleve, 7.11.2020.
30 Deutsche Aidshilfe: Coronavirus und Sex: Fragen an den DAH-Medizinreferenten Ar-
min Schafberger. 2020, https://magazin.hiv/2020/03/12/coronavirus-und-sex [letzter
Zugriff am 14.3.2020].
31 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ist Sex als Single in Zeiten der Coro-
nakrise okay? 3.4.2020, https://www.facebook.com/liebesleben.de [letzter Zugriff am
3.4.2020].
32 Søren Brostrøm, zitiert nach SRF: Die Sex-Empfehlung der Gesundheitsbehörde. Corona
in Dänemark, SRF. 2020, https://www.srf.ch/news/international/corona-in-daenemark-
die-sex-empfehlung-der-gesundheitsbehoerde [letzter Zugriff am 12.11.2020].
33 Mikelle Street: Glory Holes Officially Recommended for Safer Sex Amid the Pan-
demic, Advocate. 2020, https://www.advocate.com/health/2020/7/22/glory-holes-of-
ficially-recommended-safer-sex-amid-pandemic#:~:text=Health-,Glory%20Holes%20
Officially%20Recommended%20for%20Safer%20Sex%20Amid,While%20
26 marco kammholz

während das Nachbarland Belgien lediglich zu einem »Knuffelcontakt«


rät.34 An der belgischen Lösung lässt sich zugleich nicht nur ablesen, wel-
che merkwürdigen Züge es annimmt, wenn begonnen wird, die sexuellen
Beziehungen von Menschen regulieren zu wollen, sondern auch, wie da-
bei gleichsam der Druck auf diejenigen erhöht wird, die sich daran nicht
halten können und wollen. Dabei verdeutlicht sich, wie sehr im Zuge einer
pandemisierten Sexualmoral in ein und derselben Botschaft permissive
und repressive Momente ineinanderfallen: »Jeder Bürger sollte außer-
halb der eigenen vier Wände nur noch einen einzigen Besucher pro Woche
empfangen, mit dem er kuscheln oder den er umarmen kann. Singles, so
die Empfehlung, dürfen sogar zwei Kontakte empfangen – allerdings nur
einen davon umarmen.«35 Auch die bundesdeutschen Angebote der sexu-
ellen Gesundheit unterbreiten mittlerweile sogenannte »sexpositive« Rat-
schläge, die zwar sexuelle Handlungen und den Wunsch danach nicht ver-
neinen, zugleich aber in ihrer Aufforderung regulierend auftreten.
So schlägt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Singles
beispielsweise aktuell vor, sich eine Sexpartnerin oder einen Sexpartner
für die Pandemie zu suchen. Neben den sinnvollen Ratschlägen, wie un-
ter Einbezug von risikomindernden Maßnahmen die Befriedigung des Be-
dürfnisses nach direkten sexuellen Begegnungen aufrechterhalten werden
kann, haftet den Empfehlungen zu den Alternativen zu sexuellen Begeg-
nungen direkter Art Seltsames an: Die Kampagne »Liebesleben« erklärt,
dass der Verzicht auf Sex mit Selbstbefriedigung kompensiert werden
könne, denn dort bestehe kein Risiko einer Ansteckung.36 Für das Dating
wird wiederum vorgeschlagen: »Wie wäre es mit einem Webcam-Date, bei
dem alle für sich Stimmung zuhause schaffen und man gemeinsam Zeit
vor der Laptop- oder Handykamera verbringt? Auch das kann romantisch
sein, wenn man möchte.«37
Ob die Entscheidung für eine solche Art des erotischen und sexuellen
Kontakts nur eine Frage des Wollens ist, muss aber bezweifelt werden.
Martin Dannecker hat in Bezug auf Sexualität und schwules Dating in der

the%20New%20York%20Dept.&text=Now%20the%20British%20Columbia%20
Centre,%2C%5D%22%20New%20York’s%20Dr [letzter Zugriff am 29.12.2020].
34 Ben Kendal: Gegen Einsamkeit in Corona-Zeiten: Ist ein »Sexbuddy« für Singles eine
gute Idee? Redaktionsnetzwerk Deutschland. 2020, https://www.rnd.de/liebe-und-part-
nerschaft/sex-in-corona-zeiten-ist-ein-sexbuddy-fur-singles-eine-gute-idee-gegen-ein-
samkeit-SE67TXPQHJACXOK4I2IYCBTZXU.html [letzter Zugriff am 14.11.2020].
35 Ebd.
36 Liebesleben: Corona und Dating. 2020, https://www.liebesleben.de/corona/corona-und-
dating [letzter Zugriff am 11.11.2020].
37 Ebd. [meine Hervorhebung, M. K.].
sexualität in zeiten der coronakrise 27

Pandemie zu Recht die Frage gestellt, ob man diese vorgeschlagene Sexua-


lität überhaupt noch wollen kann und ob es im Angesicht einer derart be-
schränkten direkten Sexualität nicht vielmehr zu einer Desexualisierung
der Sexualität komme.38
Die Informationen zum Thema Sex und Corona seitens der Gesundheits-
fürsorge entbehren daher nicht einer gewissen Komik, stellen sie doch auch
einen kläglichen Versuch dar, das schlechte Ganze als kleines Glück zu ver-
kaufen. Soll man sich nun etwa glücklich schätzen, keinen Sex zu haben,
weil man dann sich und andere vor Corona schützt? Soll man sich etwa –
gerade im Auge des Verzichts – an der angeblichen Möglichkeit einer Opti-
mierung und Redynamisierung der eigenen Sexualität erfreuen? Haben wir
jetzt in der Pandemie, wie die Aidshilfe NRW es mit gelungen affirmativem
Humor formuliert, den »mit Abstand besten Sex«?39
Nimmt man etwas Abstand ein zur Fortsetzung der Einforderung von
Kontakteinschränkungen im Sexuellen und übt sich in Bezug auf sexuelle
Verhaltensweisen der Einzelnen in Gelassenheit, könnte der Blick auch
wieder freier werden für das Sexuelle in Zeiten der Pandemie. Dieses ist
weder stillgelegt – selbst wenn Menschen auf sexuelle Handlungen ver-
zichten –, noch auf ihre Begegnungen direkter Art beschränkt; es ist zwei-
felsohne eingeschränkt, weil die Coronaschutzmaßnahmen jedes soziale
Verhalten direkter Art betreffen. Dass aber viele Menschen insgeheim
wissen, dass der Verzicht auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse –
oder der infektionsschutzgerechte Versuch – ihnen langfristig schadet und
sie daher einen individuellen Spielraum geltend machen, ist nicht alarmie-
rend, sondern im Gegenteil erfreulich.
Mögliche ethische oder moralische Einwände müssen mit Bedacht for-
muliert sein: Ob zum Beispiel die 16 Prozent schwuler Männer, die laut
einer australischen Studie weiter Sex mit wechselnden Partnern haben,40
ein Risiko eingehen, und, wenn ja, welches, ist nicht gesagt. Zumal in der-
selben Studie ersichtlich wird, dass sowohl diejenigen, die direkte sexuelle
Kontakte mit sogenannten »Fuckbuddies« oder Gelegenheitspartnern ein-

38 Martin Dannecker: Statement zur Veranstaltung. Unveröffentlichter Vortrag, gehalten im


Rahmen der Veranstaltung »Pandemie-Monogamie?«, Aidshilfe Frankfurt, 15.10.2020.
39 Aidshilfe NRW: Wie geil wir sind … 2020, https://www.herzenslust.de/herzenslust/
front_content.php?idcat=2697 [letzter Zugriff am 8.11.2020].
40 Mohammed A. Hammoud/Lisa Maher/Martin Holt/Louisa Degenhardt/Fengyi Jin/
Dean Murphy/Benjamin Bavinton/Andrew Grulich/Toby Lea/Bridget Haire/Adam
Bourne/Peter Saxton/Stefanie Vaccher/Jeanne Ellard/Brent Mackie/Colin Batrouney/
Nicky Bath/Garrett Prestage: Physical distancing due to COVID-19 disrupts sexual be-
haviours among gay and bisexual men in Australia: Implications for trends in HIV and
other sexually transmissible infections. In: Journal of Acquired Immune Deficiency Syn-
dromes 85 (2020), H. 3, S. 309-315.
28 marco kammholz

gestellt haben, als auch diejenigen, die diese fortführen, Strategien anwen-
den, um das Risiko von Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verringern.
Es sind in den Lebensvollzügen der Einzelnen im Zuge der nun fast einjäh-
rigen Pandemie allerhand charmante und einleuchtende pragmatische Um-
gangsweisen entstanden: so die Selbstverpflichtung zur Zurückhaltung und
Strenge in den meisten Lebensbereichen, dafür (geplante) Ausnahmen in
sexueller Hinsicht. Diese Arrangements enthalten auch die Einsicht, dass
fast alle in direktem Kontakt zu anderen Menschen stattfindenden Hand-
lungen – also sowohl die sexuellen als auch die nicht im engeren Sinne se-
xuellen – ein (Rest-)Risiko in sich bergen. Auch mit normativen Bewertun-
gen der Frequenz der Sexualakte und Partneranzahl unter pandemischen
Bedingungen sollte man sich in diesem Zusammenhang zurückhalten. In
Bezug auf die von den Einzelnen realisierte Sexualität lässt sich anhand des-
sen schlichtweg keine verallgemeinerbare Aussage über sexuelle Zufrieden-
heit und Befriedigung treffen – unabhängig davon, als wie riskant das Sexu-
alverhalten gilt. Es bleibt auch in der Coronakrise festzuhalten: Sexualität
besitzt ihre Gültigkeit für ein Individuum, wird dabei vor dem Hintergrund
der Erfahrungen der eigenen Lebensgeschichte reflektiert, in einer spezifi-
schen gesellschaftlichen Situation vollzogen und zugleich in jeder sexuellen
Begegnung auf eigensinnige Weise situativ hergestellt.
In Bezug auf das Nachdenken über und Bewerten von Sexualität in Zei-
ten der Pandemie wäre es also ratsam, sich weniger davon leiten zu lassen,
was die Einzelnen tun sollen und ob sie das Richtige tun, sondern viel-
mehr davon, ob ihr sexuelles Tun befriedigend ist.
Es bleibt jedoch trotzdem die abschließende Frage, wie es – salopp ge-
sagt – insgesamt um die Sexualität in der Pandemie bestellt ist.

Hat sich Sexualität verändert?

Eine Aussage über die möglichen Veränderungen der Sexualität in der


Pandemie zu treffen, scheint zunächst naheliegend, berühren die aktuellen
Lebensbedingungen doch unmittelbar sexuelle, körperliche, partnerschaft-
liche, reproduktive Verhältnisse und die Bindungen und Beziehungen, die
darin stattfinden. So zeigen die Daten in Rothmüllers Untersuchung recht
eindeutig eine Intensivierung von aktuellen sexuellen und romantischen
Beziehungen und eine relative Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben
und dem Ausmaß an Nähe und Berührung in festen Partnerschaften,
während demgegenüber Singles deutlich unzufriedener sind.41 Zugleich

41 Vgl. Rothmüller (wie Anm. 21), S. 18.


sexualität in zeiten der coronakrise 29

lässt sich feststellen, dass es in Beziehungen zu coronabedingten Konflik-


ten und einer Steigerung des Stresslevels kommt, mit mitunter42 negati-
ven Auswirkungen auf das sexuelle Begehren, die sexuellen Funktionen
und die sexuelle Genussfähigkeit.43
Darüber hinaus verwundert es wenig, dass viele Menschen, insbeson-
dere die Jüngeren unter ihnen, sich stark isoliert fühlen und unter den
Einschränkungen leiden.44 Nicht zuletzt berichten nicht wenige Befragte
von insgesamt schlechterer Lebensqualität, verstärkten Gefühlen der An-
spannung und Niedergeschlagenheit, weniger Kontakt zu Freundinnen
und Freunden, von schlechterem Schlaf, fehlendem Zugang zu Grund-
versorgung oder von Jobverlust, von einem intensivierten Konsum von
Drogen und einem erschwerten Zugang zu Angeboten der sexuellen Ge-
sundheit.45 Hier zeigen sich eindeutige Indikatoren für psychische Belas-
tungen, die auf Gefühle der Angst, der Bedrohung und der Unruhe zu-
rückgehen. Diese sind sicherlich auf ein (deutlich) verringertes Gefühl der
Sicherheit und der fehlenden Verfügbarkeit von Zukunft, also einen Ver-
lust von Planbarkeit und Perspektive, zurückzuführen.
Allerdings müssen die sexualwissenschaftlichen Daten mit großer Vor-
sicht interpretiert werden: Sie basieren meist auf Befragungen zu Beginn
der Pandemie; die individuellen und kollektiven Reaktionen auf das Vi-
rus zu dieser Zeit unterscheiden sich aber von denen späterer Zeitpunkte
in der Coronakrise. Zwischenzeitlich haben sich nicht nur das Infektions-
geschehen, das medizinische Wissen und die Regeln für den Umgang mit
der viralen Bedrohung geändert, sondern auch die Arrangements, die mit
dem Virus getroffen wurden, stehen im Angesicht anhaltender Infektions-

42 Ohnehin weisen viele sexualwissenschaftliche Untersuchungen und fachliche Einschät-


zungen auf das Zusammenspiel von Be- und Entlastungen der individuellen Sexualität
(in und außerhalb fester Partnerschaften) hin. Dies beinhaltet beispielsweise die Entlas-
tung vom Zwang zu Intimität und Nähe und der Suche nach Anerkennung in sexuellen
Begegnungen, intensivierte Gespräche und Paardynamiken, Lustlosigkeit aufgrund von
psychischem Stress, Ängsten und Sorgen oder stärkere Sexualisierung als Reaktion auf
tiefe Verunsicherung. Siehe beispielsweise Marieke Dewitte/Chantelle Otten/Lauren
Walker: Making love in the time of corona – considering relationships in lockdown. In:
Nature Reviews 17 (2020), S. 547-553.
43 Maya Luetke/Devon Hensel/Debby Herbenick/Molly Rosenberg: Romantic Relation-
ship Conflict Due to the COVID-19 Pandemic and Changes in Intimate and Sexual Be-
haviors in a Nationally Representative Sample of American Adults. In: Journal of Sex &
Marital Therapy 47 (2020), H. 8, S. 747-762.
44 Rothmüller (wie Anm. 21), S. 8.
45 Am Beispiel heranwachsender schwuler und bisexueller Männer: Travis H. Sanchez/Ma-
ria Zlotorzynska/Mona Rai/Stefan D. Baral: Characterizing the Impact of COVID-19 on
Men Who Have Sex with Men Across the United States in April, 2020. In: AIDS and Be-
havior 24 (2020), H. 7, S. 2024-2032.
30 marco kammholz

wellen immer wieder infrage. Zudem ist aus einer Perspektive der (kri-
tischen) Sexualwissenschaft, der sexuellen Bildung oder der sexuellen
und reproduktiven Gesundheit zu fragen, wo überhaupt coronaspezifische
Auswirkungen auszumachen sind, in welcher Beziehung sie zu Um- oder
Missständen stehen, die bereits vor Corona bestanden haben, was corona-
unspezifische, überdauernde Faktoren sind und in welchem Fall eigentlich
von post-Corona-Phänomenen zu sprechen wäre. Bei Sichtung der weni-
gen sexualwissenschaftlichen Studien zu Sexualität in der Pandemie fallen
diese Herausforderungen deutlich ins Auge.
Insbesondere mit Blick auf die mögliche Veränderung der Sexualität
sind die Daten wenig überzeugend, weil selten ein ausreichender Ver-
gleich mit einem Zeitpunkt vor der Pandemie möglich ist. So geben zwar
neun Prozent der Befragten in Rothmüllers Befragung an, seit dem Be-
ginn der Pandemie neue sexuelle Praktiken ausprobiert46 und – in un-
terschiedlichem Maße – masturbiert, Pornos konsumiert, Sexting oder
Telefonsex praktiziert zu haben.47 Es bleibt aber unklar, inwiefern diese
sexuellen Praktiken bereits vor der Pandemie bestanden haben. Eine US-
amerikanische Untersuchung am Kinsey-Institut kommt in diesem Zu-
sammenhang zum Ergebnis, dass insgesamt weniger Sex bei geringerer
Qualität des Sexlebens, aber mit einer größeren Varietät innerhalb der Se-
xualpraktiken stattfinde.48
Die Studienergebnisse sind zwar aufschlussreich, weil sie Veränderun-
gen im Sexualverhalten und in der Frequenz der Sexualakte nachweisen,
sie sind aber gezwungenermaßen beschränkt – nicht nur, weil vorrangig
quantitative Verfahren nur einen sehr eingeschränkten Zugang zum Er-
leben und zu den Bedeutungen von sexuellen Handlungen und Fantasien
liefern, sondern auch, weil Sexualität begrifflich und phänomenologisch
auf Sexualpraktiken und (mess- und beobachtbares) Sexualverhalten re-
duziert wird. In dieser Hinsicht lässt sich recht schnell eine Veränderung
von Sexualität behaupten, weil die Pandemie selbstverständlich Auswir-
kungen auf alle Menschen hat und darin auch auf sexuelles Verhalten,
sexuelle Fantasien und auf die sexuellen Verhältnisse insgesamt. Dies ist
aber nicht gleichbedeutend mit einer grundlegenden Veränderung von
Sexualität an sich. Der subjektive Faktor – also die individuelle Realisie-
rung der Sexualität – und die objektiven Bedingungen, unter denen die-

46 Rothmüller (wie Anm. 21), S. 19.


47 Ebd., S. 20.
48 Justin J. Lehmiller/Justin R. Garcia/Amanda N. Gesselman/Kristen P. Mark: Less Sex,
but More Sexual Diversity: Changes in Sexual Behavior during the COVID-19 Coronavi-
rus Pandemic. In: Leisure Sciences (2020), https://www.tandfonline.com/doi/full/10.108
0/01490400.2020.1774016 [letzter Zugriff am 7.1.2021].
sexualität in zeiten der coronakrise 31

ser sich bildet, stehen nicht derart reflexartig miteinander in Beziehung.


Somit ist auch nicht davon auszugehen, dass derzeit – so wie Foucault es
für die Perversionen bespricht – etwas grundlegend Neuartiges in die Se-
xualität »eingepflanzt« wird.49 Es stellt sich vielmehr die Frage, ob Co-
rona nicht schlichtweg sichtbar macht, was ohnehin schon da ist.50 Das
Coronavirus wird derzeit beispielsweise in seiner Bedeutung für die
Sexualität in Bezug auf die sexuellen Praktiken vor allem hinsichtlich
Masturbation und cybersexueller Praktiken thematisiert. Die Partner-
sexualität – also Sex mit anderen Menschen – wird vor allem in Bezug
auf feste Beziehungen zum Thema gemacht und dabei mit der Chance
zur Redynamisierung partnerschaftlicher Sexualität verknüpft. Insgesamt
wird Sexualität zudem stark anhand ihrer körperfernen oder körperlosen
Manifestationen aufgerufen. Allerdings sind all diese sexuellen Phäno-
mene weder neuartig, noch ist gesagt, ob sie erst oder spezifisch durch die
Coronakrise eine besondere oder neue Bedeutung erlangen. Ein coronaun-
abhängiger Fakt ist: Die große Mehrheit der Männer und Frauen mastur-
biert ab dem Jugendalter, und Solosexualität hat sich seit Langem zu einer
»Befriedigungsform eigenen Rechts« entwickelt;51 die mit einer Partne-
rin oder einem Partner vollzogenen Sexualakte sind weiterhin fest in der
Hand verbindlicher Partnerschaften;52 cybersexuelle Realisierungen von
Sexualität sind allgegenwärtig und vervielfältigen sich stetig.
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung um Sexualität und Corona steht
nun allerdings der Körper. Dieser wird nicht selten auf seine Eigenschaft
als Virusträger reduziert. Der Kontakt der Körper zueinander verliert da-
durch in der Coronakrise »die elementare Funktion der Selbstvergewisse-
rung, von Sicherheit und gemeinsamer existenzieller Problembewältigung
[…] [und] wird selbst zur tödlichen Ansteckungsgefahr«.53 Jedoch trifft
auch diese Körperskepsis und -vorsicht auf eine bereits weit vor der Corona-

49 Vgl. Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit, Bd. 1. Übersetzt
von Ulrich Raulff und Walter Seitter. Frankfurt a. M. 1983 [zuerst frz. 1976], S. 41-53.
50 Marianne Leuzinger-Bohleber mit Bezug auf Lothar Gorris, Marianne Leuzinger-Bohle-
ber: Embodied memories in der Pandemie. Einige klinische und psychoanalytische An-
merkungen. Vortrag im Webinar der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung:
Ein neues Unbehagen in der Kultur? Der Einzelne und die Gesellschaft in Zeiten von
Covid-19, 30.9.2020; Vortrag einsehbar unter: https://ipa.world/IPA/en/IPA1/Webinars/
Ein_neues_Unbehagen_in_der_Kultur.aspx [letzter Zugriff am 27.12.2020].
51 Reimut Reiche: Total Sexual Outlet. Eine Zeitdiagnose. In: ders.: Triebschicksal der Ge-
sellschaft. Über den Strukturwandel der Psyche. Frankfurt a. M./New York 2004, S. 147-
176, hier S. 171.
52 Vgl. Gunter Schmidt: Das neue Der Die Das. Über die Modernisierung des Sexuellen. 4.,
komplett überarb. u. aktual. Neuauflage. Gießen 2014, S. 23 f.
53 Leuzinger-Bohleber (wie Anm. 50), S. 2.
32 marco kammholz

krise eingetretene generelle Entkörperlichung des Sexuellen.54 Diese geht


einher »mit dem allgemeinen Traum von der Prävention des Somatischen
und der Überwindung des Körpers, von der Entleiblichung des Sexus und
des Genus«.55 Das Sexuelle hat sich verändert im Zeichen einer weit fort-
geschrittenen Atomisierung und im Zeichen einer spezifischen Verstoff-
lichung, und zwar insbesondere im Verhältnis zwischen Lebendigem und
Totem, zwischen den Objekten und Subjekten, zwischen Natur und Ge-
sellschaft.56 Dabei haben sich laut Sigusch die Prozesse der Verkehrung
totalisiert, und die Beziehungen der Menschen zueinander, das Vermögen
zum Menschsein, können sich nur noch durch das Objektiv der verding-
lichten Verhältnisse verstehen lassen. Diese Verhältnisse werden – eben
und vor allem auch im Bereich des Sexuellen – auf neue und spezifische
Weise modelliert, als stetige »Metamorphosen von Leben und Tod, durch
die Lebendiges totgestellt und Totes verlebendigt wird«.57 Die idiosynkra-
tischen Züge, die in der Pandemie im Umgang der Menschen miteinander
und in der Thematisierung von Sexualität in Erscheinung treten, drücken
somit nicht eigentlich Neues aus, sondern es kommt nur das gesellschaft-
lich und individuell bereits Vorhandene zum Ausdruck.
Es gilt also in dieser Hinsicht, den aktuellen Zustand des Sexuellen in
seiner komplizierten Banalität zu verstehen: Wenngleich viele Menschen
während der Coronakrise direkte sexuelle Begegnungen meiden, hat sich
Sexualität an sich dennoch nicht verändert. Allerdings kommt in der pan-
demischen Situation eine Semiosphäre des Sexuellen zum Vorschein, die
deutlich macht, wie Sexualität derzeit gesellschaftlich verhandelt wird
und welche Auswirkungen die Moderne – unabhängig von Corona – auf
das Sexuelle hat. In der Pandemie hat sich nicht das Sexuelle grundlegend
verändert, doch die semiotischen Koordinaten seines Hervortretens sind
andere. Augenblicklich scheint somit im sozialen und sexuellen Leben
verschwunden, was ohnehin bereits fortschreitend abhandenkommt: die
Zerstreuung, die Kalkül, Grenzen und Vernunft verwischt. Weil jene Zer-
streuung aber in Momenten des Sexuellen trotz allem fortlebt, erhebt die
Sexualität auch weiterhin Einspruch gegen die Realität und erhält darin
einen Anspruch auf Glück aufrecht. Im Unglück der Pandemie gilt es an
diesem Anspruch festzuhalten, weil er auf das Leben verweist, ohne sich
in Sicherheitsmaßnahmen zu erschöpfen.

54 Vgl. Volkmar Sigusch: Die neosexuelle Revolution. Über gesellschaftliche Transformatio-


nen der Sexualität in den letzten Jahrzehnten. In: Psyche 52 (1998), H. 12, S. 1192-1234.
55 Ebd., S. 1209.
56 Volkmar Sigusch: Metamorphosen von Leben und Tod. Ausblick auf eine Theorie der
Hylomatie. In: Psyche 51 (1997), H. 9-10, S. 835-874.
57 Ebd., S. 843.
Queer Lectures
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Hungary: king of (1318), 40;
a great host of Tartars there, 64;
in communication with Mahomet II., 311 n., 312
Hunyadi, John Corvinus, waywode of Transylvania: in chief command of combined
forces against Murad II., 159;
his previous successful operations against Turks, ib.;
his victory at Slivnitza (1443), 160;
the treaty of Szegedin: not signed by Hunyadi, 161;
he reluctantly consents to its violation, 163;
battle of Varna, 164 sqq.;
complete defeat of Christians, 170;
again defeated, at Cossovo-pol (1448), 174 sq.;
Hunyadi’s loss of reputation, 175;
made a truce with Mahomet II., 213;
nicknamed ‘Black John’ by Turks, 228;
the price he demanded for aid to the emperor in the great siege, 268 n.;
no aid came from him, ib.;
in communication with Mahomet II., 312;
his agents said to have instructed Turks in use of great bombard, ib.
Ibrahim Bey: his revolt against Mahomet II., 211 sq.
Iconostasis, the (in a Greek church), 36 n.
Impalement of captives: practised by Turks, 253
Innocent III., Pope, 1, 6;
foretold the evil effects of the capture of Constantinople by Crusaders, 20,
30, 49
Innocent V., Pope: sent preaching friars to Constantinople, 35
Innocent VI., Pope: relations, about Union, with John V., 90
Iradè (Turkish edict) issued by Mahomet II., 315
Isa, son of Bajazed, 143 sq., 149
Isaac, Emperor, 4
Isaac Pasha, vizier of Mahomet II., 209;
head of Turkish Asiatic troops, 243, 325
Isidore, metropolitan of Russia, 125;
made Cardinal by Eugenius IV., 128;
legate of Nicholas V. at Constantinople, 203, 220;
took part in defence at the great siege, 250;
his fate after the capture, 374
Isidore, patriarch, 75
Iskender Bey (i.e. Alexander Bey = George Castriotes; also known as Scanderbeg),
an Albanian leader, 158;
in possession of Albania and Macedonia, 161;
prevented from joining Ladislaus against Murad II., 163;
Iskender’s origin, 172;
his capture of Croya, 172 sq.;
in the battle of Cossovo-pol (1448), 174 sq.;
twice repels Murad’s attempts to recapture Croya, 202;
siege of Sventigrad: losses of Turks, ib.
Islam: growth of its influence, 102;
its character as a religion, 209 n.
Islands, Greek: surrender of, to Mahomet, 381
Ismail of Sinope: endeavours to persuade Greeks to surrender on terms, 317
Ismidt, Gulf of: Turks build a fortress on (1395), 110
Italians; the number who took part in defence of Constantinople (1453), 247;
their chivalrous conduct, 248
Jacoub: strangled by his brother, Bajazed, 133
Jagarus: supposed repairer of walls of the city: embezzled the money, 242
Janissaries, 103;
fought at battle of Nicopolis, 135;
at Angora (1402), 144;
at battle of Varna, 167;
at Cossovo-pol (1448), 174;
the body founded by Sultan Orchan, 103, 223;
origin and source of their supply, 224;
strictness of their training and discipline, 225;
esprit de corps, 226;
developed into an imperium in imperio, 227;
resemblance between them and the Knights Templars, ib.;
Janissaries completely devoted to the sultan, ib.;
success of sultans largely due to the New Troops, 228;
their prowess turned the disaster of Varna into a great victory, ib.;
their position in the grand assault, 323;
their attack, 340;
the incident at the Kerkoporta, 341;
their final charge, 348;
stockade captured, 349;
complete success, 350;
young Greek nobles placed in the corps after the capture, 381
John V. (Palaeologus), Emperor (1341–91; son of Andronicus III.): on account of
John’s youth, Cantacuzenus was associated with his mother (Anne of
Savoy) as regent, 70;
in 1342 John Cantacuzenus was proclaimed joint emperor, ib.;
the strife which followed: civil war, 71;
John’s marriage to Helen, daughter of Cantacuzenus, 73;
a remarkable coronation service: of the two emperors, their wives, and the
dowager empress, ib.;
vicious character of John, 74;
persistent animosity of the partisans of both emperors, 75;
alliance and aid of Turks called in, against Serbians, 75 sq.;
John’s quarrels with his father-in-law, 78;
treatment of Matthew Cantacuzenus, 79;
causes abdication of his co-emperor, 80;
John’s speedy disposal of Matthew, 87;
his dislike of religious controversies, ib.;
alliance with Sultan Murad, 88;
political basis of his views about Union, 39;
appeal to the pope, 90;
unsatisfactory results, 90 sq.;
visit to Rome: little help gained, 92;
relations with Murad, 94;
cruel treatment of his son Andronicus, and the son’s retaliation, ib.;
his son Manuel co-emperor, 94 sq.;
further domestic troubles, 95;
death of John V. (1391), 96;
his practical vassalage to the Turks, 96, 101;
formally recognised (1373) Sultan Murad as his suzerain, 104
John Cantacuzenus, joint emperor with John V. (1342–55); held the
dignity of Grand Domestic, 70;
associated with Anne of Savoy as regent, ib.;
proclaimed joint emperor, ib.;
the civil war and decadence of the empire which followed, 70 sqq.;
married his daughter Theodora to Sultan Orchan, and his daughter Helen
to John V., 72;
financial difficulties, 74;
calls in Turkish aid against the Serbians, 76;
a medley of incidents between the partisans of the two emperors, 76 sqq.;
nomination of Matthew Cantacuzenus as co-emperor with his father, 78
sq.;
Cantacuzenus retires to the monastery of Mount Athos (1355), 80;
his death (1380), ib.;
his character, 84 sqq.;
his History, 85;
his mother a Bogomil, 87
John VII. (sometimes called John V.: Palaeologus), Emperor (1425–48: nephew of
Manuel II.): co-emperor with his uncle, 110;
his appeals for aid from West, 115;
conditions on which help was promised: Union and acknowledgment of
papal supremacy, 116;
position of empire in regard to the Turks in 1425, 119;
the great attempt at Reunion, 120 sqq.;
the Council on Union: Bâle (1431), 121;
Ferrara (1438): John with imperial representatives present, 124;
Florence (1439), 125;
Union signed, 127;
hotly opposed in Constantinople, 127 sqq.;
events of John’s last years, 129;
his death: summary of his reign, 130;
terms of peace (1423) with Murad, 155;
John does homage to the sultan, 156
John, grandson of John V.: made co-emperor with his grandfather and his uncle
Manuel, 95
John, Emperor (Trebizond), 387
John of Brienne, Emperor (Latin, 1228–37: successor of Robert), 10
John, King (England), 10
John the Bastard, despot of Epirus, 35
John XXI., Pope: sent nuncios to Constantinople (1276), 35
John XXII., Pope: reply to Andronicus III.’s appeal for aid, 69
John of Austria, Don: victory over Turks at Lepanto (1571), 416
John, patriarch, 75
John, Father (head of Dominicans, 1439), 125
Joseph, patriarch: succeeded Germanus, and formally absolved Michael VIII., 28
sq.;
obliged to resign office, 31;
his restoration, 37
Justiniani: a commercial company in Chios, 133 n.
Justiniani, John: a Genoese soldier of great reputation, 220;
commander-in-chief of imperial forces at the great siege, ib.;
his preparations: closes the harbour by a boom, 221;
disposition of the few troops under his command, 249;
erects a stockade to defend the walls where the attack was fiercest, 255,
283;
defeats Turks in their first assault, 256;
shares in scheme for attack on Turkish vessels, 279;
is alleged to have advised the emperor to leave the city, 286;
led the defence against attack at Turks’ ‘bastion,’ 294;
Justiniani’s loyalty, bravery, and continuous labours in the siege, 303, 309;
description of his stockade, 309;
high esteem in which he was held, 310;
influence of his energy and courage upon his troops, ib.;
he led the defenders against Bashi-Bazouks, 336;
and against Janissaries, 341, 345;
Justiniani mortally wounded: retires within the walls, 345;
his death, 346;
his departure creates a panic among the forces, 346 sq., 352;
partisan charges against him, 347, 352
Kahriè Mosque, 413 n.
Knights of Rhodes, 93, 146, 151
Knights Templars, 53 sq., 227
Konia, sultan of, 387
Ladislaus, King of Poland (1428), 129, 157;
crowned King of Poland and Hungary (1440), 158;
at the battle of Slivnitza, 160;
the treaty made after the battle: immediately violated by Ladislaus, 161;
he was killed in the battle of Varna, 169
Languages, various, in the Greek empire, 187
Lascaris, Theodore, emperor of Nicaea (1204–22): struggle with Baldwin and
Henry (Baldwin’s successor), 6;
Lascaris’s success: extent of his territory, 7
Lascaris, Theodore II., Emperor (of Nicaea, 1254–58; son and successor of John
Vataces): his prosperous reign, 15;
increase of territory, 16
Lazarus, Kral of Serbia (son of Stephen): effort against Turks, 107;
utterly defeated by them at Cossovo-pol (1389), 108;
fate of Lazarus, ib.;
in battle of Angora, 143;
does homage to Murad II., 156
Leontius of Salonica: first Professor of Greek in any Western country, 405
Loredano, Admiral (Venetian), 285, 296
Louis, King of Hungary, 91, 93
Louis of Blois, Count, 4 sq.
Lycus, valley of the, 239, 283
Lydia, sultan of, 100
Lyons, Council of (1245), 15;
the apparent reconciliation of East and West in 1274, 34
Lysippus, the bronze horses of, 22
Macedonia, kingdom of: included in empire of Theodore Lascaris II., 16
Mahmoud, head of Turkish Asiatic troops, 243
Mahomet, the Prophet; his promise to captors of New Rome, 230
Mahomet I., Sultan (1413–20, son of Suliman): the first of the name in Ottoman
dynasty, 113;
proclaimed himself Grand Sultan of the Ottomans, 151;
conciliatory relations with Manuel II., ib.;
breach caused by Manuel’s treatment of Mustafa, 152;
death of Mahomet, ib.
Mahomet II., Sultan (1451, son of Murad II.): his aim from boyhood, to capture
Constantinople, 207;
two sides of his character: student and bloodthirsty tyrant, 207 sqq.;
his accession, 209;
puts to death his infant brother, 210;
his great military skill: relations with his troops, ib.;
secret preparations for the siege, 211;
Constantine and other rulers send him conciliating embassies, 211;
makes a truce with Hunyadi, 213;
active preparations: Roumelia-Hissar, ib.;
reply to emperor’s remonstrances, 214;
the fortress completed: Mahomet declares war, 216;
capture of ships, 217;
the sultan’s address to the pachas, ib.;
he devastates country round the city, 218;
composition and numbers of his army, 222 sqq.;
Urban’s great bombard, 231;
details of Mahomet’s fleet, 232 sqq.;
army arrives before the walls, 235;
he makes formal offer of peace: the reply, 236;
disposition of his forces, 243 sqq.;
number and disposition of his cannon, 244 sq.;
size of the guns and of the balls they threw, 245 sq.;
their great influence on the siege, 252;
capture of fortresses outside the city, 253
Mahomet II.—The Siege: city invested, 254;
first bombardments and their effects, 255;
attacks that failed, 256 sq.;
attempt to capture aid-bearing ships: a failure, 257 sqq.;
sultan a spectator of the fight, 266;
Baltoglu degraded, 267;
attempt to gain possession of Golden Horn: transports vessels overland,
269;
his reasons for this, 270 sqq.;
concealment of his design, ib.;
its success, 276;
alleged request for peace by Constantine, and sultan’s reply, 277;
failure of Greek attack on Turkish fleet, 277 sqq.;
attacks on city walls, 283;
and on the boom, 287, 290;
Mahomet’s relations with Genoese, 287 sq., 291, 304;
his secret and rapid construction of a wooden turret or ‘bastion,’ 292 sqq.;
lack of success of his attempts at undermining, 295;
the work done in first six weeks of siege, 298;
preparations for a general assault, 307;
effect of cannonading on the walls, 308;
Justiniani’s stockade, 309;
relations of the sultan with Hunyadi, 312
Mahomet II.—The last days of the Siege: the sultan orders his forces to observe
three days of praise to God and one day of fasting, 315;
he hesitates to attack, ib.;
alarmed at the strange phenomena of May 22–26, 316;
employs Ismail of Sinope to offer terms of surrender to Greeks, 317;
proposal rejected, 318;
sultan calls council, and decides upon attack, 319;
personally makes final arrangements, 320;
proclaims three days of plunder, ib.;
speech to the pashas, 323;
disposition of the leaders of divisions, 325;
the general assault, 335;
begun by Bashi-Bazouks: their defeat, 335;
the sultan puts himself at the head of his reserves: the attack by
Janissaries, 340;
their success, 348;
stockade captured, 349;
death of Constantine: Mahomet enters the city, 351
Mahomet II.—After the Capture: his rage at the escape of many refugees, 370;
treatment of surrendered Galata, 371 sq.;
triumphal entry into Constantinople, 372;
in St. Sophia: makes it a mosque, 373;
his treatment of eminent captives, 373 sqq.;
makes the city a desolation, 377;
attempts to repeople it, 380;
tries to get Greeks to settle in it, 381;
placed young Greek nobles in the corps of Janissaries, ib.;
treatment of surrendered Greek islanders, ib.;
tolerates Christian worship, 382;
his intercourse with new patriarch, George Scholarius (Gennadius), 383;
later attempts at repeopling, 384;
brings back fugitives, 385;
subjugates empire of Trebizond, 386
Mahomet II.—His Character: he conquered two empires and seven kingdoms, 388;
his wars were wholly for conquest ib.;
he improved Turkish fleet, 389;
reformed the administration, ib.;
legitimised the slaughter of younger brothers by Ottoman sultans, 390;
was reckless of human life: examples of his cruelty, 390 sq.;
yet he was kind to prisoners of war, 392;
he knew six languages, ib.;
his studies, ib.;
drew learned men to his court, 393;
his religious opinions: he was not a religious fanatic, 394 sqq.;
the good and the evil in him, 396 sqq.
Maine, Sir Henry, 186
Mango Khan, 54
Manuel II. (Palaeologus), Emperor (1391–1425: son of John V.): had been given
by his father as hostage to Murad, 104;
associated with his father in the government, 106;
had with him, to render military service to the sultan, their suzerain, ib.;
father and son compelled Philadelphia to surrender to Murad, 107;
Manuel escapes, as hostage, from Bajazed, and is proclaimed at
Constantinople as sole emperor, 109;
the empire attacked on every side by Turks, ib.;
Manuel’s arrangement with the pretender, his nephew John, 110;
Hungarian cooperation with the emperor: their crushing defeat at Nicopolis
(1396), ib.;
help from Venice and the Genoese: small results, 111;
Manuel’s resultless visit to France and England, 111 sq.;
Bajazed’s three attempts to capture Constantinople, 112;
Manuel gave his granddaughter in marriage to Suliman, Bajazed’s
successor, ib.;
friendly relations with Sultan Mahomet I., 113, 151 sq.;
war with Murad II., ib.;
his unsuccessful siege of the city (1422), 114, 154;
death of Manuel, 115, 155
Manuscripts and books: huge drafts by Italian scholars upon the stores of, in
Constantinople, 406;
numbers destroyed for the sake of their costly bindings, 411;
treatment of those in Constantinople in 1453 and after, 411 sq.
Martin IV., Pope: threatens to depose Michael VIII., 36
Matthew Cantacuzenus (son of John), 73 n., 75;
associated with his father in government, 79;
chosen as his father’s successor, ib.;
John V.’s treatment of him after his father’s retirement, 87
Maundeville, Sir J., 54, 55 n., 56 n., 65 n., 191
Medici, Cosimo de’, 407
Mersaite, a Mahdi: at siege of Constantinople (1422), 114
Mesoteichion, 236, 240, 349
Michael VIII., Emperor (of Nicaea, 1260–61: succeeded John Ducas; was Emperor
of the East 1261–82): negotiations of Baldwin with him, 16;
Michael’s efforts to subdue the Latin Empire, 17;
alliance with Genoese, ib.;
details of his capture of Constantinople, 18 sqq.;
his entry into the city: end of Latin empire, 19;
difficulties in his new position, 25;
he was really a usurper: his cruel treatment of the de jure heir, John, son
of Theodore Lascaris, 26;
his excommunication therefor, 27;
efforts to obtain absolution, 27 sqq.;
troubles caused by Latin attempts to recover the empire, 29;
threatening encroachment of Turks, ib.;
to gain aid from West he seeks reconciliation with Roman Church, 30;
details of strife about Union of the Churches, 30 sqq.;
Michael’s endeavours in favour, 33;
double failure: with popes and with his own people, 36;
his death, ib.
Michael IX. (Palaeologus), co-emperor with his father, Andronicus II. (died 1320),
37;
married sister of king of Armenia, 38;
expedition against Catalans, 45 sq.
Military colonies in conquered territories, Turkish system of, 189
Miners, Serbian, employed as sappers by Turks, 291
Minotto, Venetian bailey, 249;
his fate after the siege, 373
Missions, Christian: their great value in Turkey, 424 n.
Montferrat, Boniface, Marquis of, 1;
struggle with Emperor Baldwin, 4 sq.;
killed in battle, 8
Moscow: destroyed by Tartars (1239), 53
Mousa, son of Bajazed, 113;
captured at Angora, 143 sq.;
quarrels with his brother, Suliman, 149;
forms an army of Turks and Wallachs, ib.;
attacks Manuel: his devastations, 150;
ultimate defeat: put to death by his brother, Mahomet I., 157
Murad (or Amurath) I., Sultan (1359–89, son and successor of Orchan): fanatical
persecutor, 103;
organisation of Janissaries, ib.;
endeavours to carry out in Europe his father’s policy in Asia Minor, ib.;
contests with other Turks, and with Hungarians, Serbians, and Bulgarians,
103 sq.;
John V. formally recognised him as his suzerain, 104;
defeat of Serbians &c. at Harmanli, 105;
treatment of his rebel son, Countouz, 106;
obliges John V. to pay him annual tribute and render military service, ib.;
Murad’s captures of towns and strongholds, 107;
the crushing defeat of Serbians &c. at Cossovo-pol, 107 sq.;
assassination of Murad, 108
Murad II., Sultan (1420–51: son of Mahomet I.): relations with Manuel II., 152;
question of the pretender Mustafa, 152 sq.;
rebellion in behalf of Murad’s young brother, Mustafa, 154;
siege of Constantinople (1422): why it was raised, ib.;
terms of peace (1423), 155;
triumphal progress of Murad, 156 sqq.;
sovereigns do homage to him, 156;
attacks Hungary and Serbia, 157;
fails in siege of Belgrade, 158;
refuses to attack Constantinople during John’s absence at Florence, ib.;
combined Western movement against Murad, 158 sq.;
Turkish defeats by Hunyadi: Slivnitza, 160;
Murad sues for peace, 161;
treaty with King Ladislaus: its terms, ib.;
soon violated, by Christians, ib.;
Murad abdicates in favour of his young son, Mahomet, 162;
resumes his duties to repel army of Ladislaus, 164;
helped by Genoese to cross Bosporus, ib.;
battle of Varna, 165 sqq.;
crushing defeat of Christians, 170;
Murad ravages Morea, 171;
attacks the Albanians: is defeated by Iskender Bey, 172;
Hunyadi again attacks Murad, but is defeated at Cossovo-pol (1448), 174;
death of Murad (1451), 178;
character, ib.
Mustafa, son of Bajazed, 143
Mustafa, brother of Murad II.: his revolt and punishment, 114, 115 n., 152, 154
Myriandrion, 240, 249, 339
Neophytus, a monk: embezzler of public moneys, 242
Nicaea: its rulers assumed title of emperor, 58;
captured by Orchan, 98;
its present condition, 101
Nicholas IV., Pope: promotes project of marriage of Catherine of Courtenay to the
son of Andronicus II., 37
Nicholas V., Pope: calls upon Constantine to complete the decreed Union, 202;
reconciliation of the Churches apparently effected (1452), 203 sq.;
the pope sends 200 men to help emperor, 220;
he was the first ‘humanist’ pope, and founder of Vatican library, 407
Nicopolis: combined Western armies defeated at (1396), 110, 134;
details of the battle, 135
Notaras, Lucas; made Grand Duke, 155;
a defender in the great siege, 250;
directed the countermining in siege 292;
his treatment by Mahomet, 374
Orchan, Sultan (son and successor of Othman): married a daughter of
Cantacuzenus, 72;
sent an army to assist his father-in-law against partisans of John V., ib.;
and another to help Matthew Cantacuzenus against Serbians, 73 n.;
John V. endeavoured to gain his aid, 78;
capture of Nicaea, 97;
conciliatory treatment of Christians, 98;
varied successes and disasters, 98 sq.;
capture of Ismidt (Nicomedia), 99;
relations with John V., 101 sq.;
Orchan’s death (1359): summary of what he had effected, 102;
he was the maker of the Turkish nation, ib.
Orchan, son (or grandson) of Suliman: his maintenance at Constantinople, 150,
211 sq., 213;
a defender in the great siege, 250;
his fate after the capture, 377
Orthogrul. See Ertogrul
Othman (or Osman), founder of Ottoman dynasty, 60;
attacks upon Greek empire, 61;
obtained a fleet, ib.;
took title of Sultan (1299), ib.;
defeated imperial troops, ib.;
divided territory acquired with other chiefs, ib.;
attempted to capture Rhodes, 63; siege and capture of Brousa, 64;
his death (1327), ib.;
his work, 97
Ottoman Turks, 54;
made a separate nationality by Orchan, 102;
contests with other Turks, 103;
spread in Europe, 104, 107
Ottoman coins, the first, 98
Overland transport of Mahomet II.’s ships, 269, 272;
similar feats performed before, 272 and n.;
the plan and execution kept secret, ib.;
attention diverted from it, 273 sq.;
precautions against opposition, 274;
the number of vessels, 275;
method of transport, ib.;
distance traversed, 276;
size of the vessels, 276 n.;
discussion of question of the route adopted, 443 sqq.
Oxford: Grocyn and Linacre taught Greek at (temp. Henry VII.), 410;
the opponents to this novelty called themselves ‘Trojans,’ ib.
Pammacaristos, monastery, 152
Parandaria, description of, 235
Parateichion, the, 239
Pera (modern name Stavrodromion), 273
Peribolos, 114, 238
Peter of Courtenay, Emperor (Latin, 1217–19: successor of Henry), 8 sq.
Petrarch: promoted study of Greek, 404
Petroboles: Greek name for cannon, 293
Philadelphia: surrendered to Turks (1379), 107
Philelphus: wide range of his scholarship, 407 sq.
Philip Augustus, King (France), 11
Philotheus, patriarch, 78
Photius, patriarch (877–85): disappearance of two thirds of works enumerated in
‘Myriobiblion,’ 401
Phrantzes: Mahomet II.’s treatment of him and his family, 374
Piccolomini, Aeneas Silvius: statement that Eugenius IV. justified violation of treaty
of Szegedin, 163 n.;
on the number of Turks at Cossovo-pol in 1448, 174 n.;
his depreciation of Turkish valour, 176;
on the very large number of manuscripts at Constantinople (1453), 412 n.
Plague, the, 125, 189
Plato: study of, in Constantinople, 196
Plethon, George Gemistos, 196;
a favourer of Union, 204;
his body brought for burial from Morea to Florence, 407
Podestà, the, of Galata, 271, 304;
his account of surrender of Galata, 371
Poland: attacked by Tartars, 53
Pomaks (Bulgarians who have accepted Islam), 58 n.
Porphyrogenitus, palace, 73, 243, 290
Prester (or Presbyter) John, 55
Prinkipo, island of, 77;
treatment of its defenders by Baltoglu, 253
Printing with moveable types: Greek scholars scorned printed Greek books, 408
Purgatory and intermediate state of souls: the question treated at Council of
Florence, 126
Pusculus: his account of the siege of Constantinople, in Latin verse, xii
Ramazan, observance of, 315
Rangebè, Greek general: encounter with standard-bearer of Mahomet II., 289
Red Horse-tail surmounted by Golden Crescent (Timour’s standard), 143
Relics in Constantinople: sold by Latins to raise money, 12, 14
Religion: the influence of, on Greeks and Moslems respectively, 447 sqq.
Renaissance, the: its rise and effects, 129;
benefits it derived from dispersal of Greek scholars from Constantinople,
403;
learned Easterns taught Greek in Italy, 404 sq.;
enthusiasm in Italy for the study, 405;
increase in reproduction of manuscripts, 408;
scholars’ objection to printed Greek books, ib.;
increased number of fugitive scholars after 1453, ib.;
the Renaissance movement carried to unjustifiable extremes, 409;
zeal for Greek died out in Italy, but spread in Germany, 410
Robert of Courtenay, Emperor (Latin, 1219–28: successor of Peter), 9, 14
Rocafert, 47 sq.
Roger de Flor (otherwise Robert Blum): his varied life, 42;
to avoid personal troubles in West, he took service under Andronicus II.,
ib.;
his 8,000 followers: known as the Catalan Grand Company, 42 sq.;
made Grand Duke by the emperor, 43;
as terrible to Christians as to Moslems, ib.;
examples of their methods and outrages, 43 sq.;
he desired to carve out a kingdom for himself, 44;
treatment of the emperor, 45;
suspected ill intentions towards Greeks, ib.;
assassinated by a leader of the Alans, 46;
Catalans’ revenge and the retaliation, ib.;
further outrages by Catalans, 46 sq.;
at open war with Greeks, ib.;
emperor’s vain endeavours to buy them off, 47;
dissensions in the Company, 48;
its end, 49
Romanus Gate: discussion of view that it was the chief place of final assault on the
city, 429 sqq.
‘Roum,’ Turkish form of ‘Rome,’ 53 n.
Roumelia-Hissar, 164 n.;
object of the fortress, 213 sqq.;
description, 216
Russia: Tartars long firmly established in, 53, 64
Sacred Mouth, The (entrance to Black Sea), 164
St. Demetrius, Tower of (‘Megademetrius’), 250;
its position, 260 n.
St. Louis of France, 11 sq., 16, 31 sq.
St. Mark (Venice), treasures of: many came from Constantinople, 123
St. Sophia. See Hagia Sophia
St. Theodore, Hill of, 273
St. Theodosia, church of: a congregation there, mostly women, the first victims
after capture of city, 361
Salonica, kingdom of, 4 sq., 8;
city captured by Murad II., 156 sq.
Saracens, 23, 53 sqq., 69, 90 sqq.
Saraja Pasha, 325
Savoy, Anne of, wife of Andronicus III., 70;
her efforts towards union of the Churches, 89
Scanderbeg. See Iskender
Schildberger, a Belgian present at battles of Nicopolis and Angora, 145 n.
Scholarius, George, 126 sq.;
became a monk (Gennadius) at monastery of Pantocrator, 204;
continued a strong opponent of Union, ib.;
after the capture he was made a slave, 382;
brought back to Constantinople and made patriarch, 383;
friendly intercourse with Mahomet, ib.
Sea-fight of April 20, 1453: where it took place, 436 sqq.
Seljukian Turks, 2, 6;
their sultan called himself ‘Sultan of Roum,’ 53
Selymbria (modern Silivria): captured (1260) by Strategopulus, 17
Seraglio Point, 238, 244, 359
Serbians, 25;
procured aid alike from Turks and Tartars, 99;
their complete subjection to Turks, 107 sq.
Shishman, king of Bulgaria, 134
Sicilian Vespers (1282), 36, 41
Sigismund, Emperor, 121
Sigismund, King (Hungary): defeated by Murad II., 157;
co-operates with Manuel against Bajazed: battle of Nicopolis, 110, 134
Silivria. See Selymbria
Slaves: captured Christians sold as, 78
Slivnitza, battle of (1443): Turks completely defeated by Hunyadi, 161
Smyrna: captured by Timour, 146
Sobieski, John: relief of Vienna, 416
‘Soldiers’: meaning of the term in the Crusades, 11 n.
Sphendone of the Hippodrome, the, 260
Stamboul: derivation of name, 237 n.
Stephen, kral of Serbia: his advance against the empire, 72;
took title of Emperor of Serbia and Romania, 101
Stockade, Justiniani’s, 255
Strategopulus, Emperor Michael’s general, 17;
his capture of Constantinople, 18 sq.
Studium, fortress of, 253
Sublime Porte, The (or ‘The Lofty Gate’): meaning of the term, 58
Subutai, Tartar leader in Russia, 53
Suliman, Sultan (Bajazed’s successor, 1402–09): married Manuel’s granddaughter,
112;
escape from Angora, 145;
struggle with his brothers, 149;
killed by Janissaries, ib.
Suliman, son of Orchan, 101;
defeat of Tartars in Asia Minor, ib.;
capture of Angora, 102
Supernatural omens: discussion of the strange phenomena at Constantinople (May
22–26, 1453), 296 sqq.;
the growth of a myth, 298;
opinion of Turks about them, 316;
conflicting accounts, 316 n.
Supremacy, papal: not publicly discussed at Council of Florence, 126
Sventigrad, siege of, 202
Szegedin, treaty of (1444), 161;
results of its speedy violation, 161 sqq.
Tana, the great caravan route from, 23
Tarentum, Philip of, son-in-law of Charles of Valois, 39;
failure of his designs against Constantinople, 40
Tartars, the, 31, 36, (the form ‘Tatars’ is incorrect) 52 and n., 53 sq., (a great
number in Thrace in 1324) 64, 73 n., 99 sq.;
in Bajazed’s army at Angora, 144;
their name derived by Crusaders from Tartarus, 53;
later Greek authors use it as distinction from Ottoman Turks, 144 n.
Teleboles, Greek name for cannon, 293
Tetaldi, a Florentine soldier: his ‘Informacion,’ xii;
a defender in the siege, 311
Teucri: Turks called so by some Latin writers, 394 n., 410
Theodore, Greek despot of Epirus, 8;
proclaimed emperor at Salonica (1222), 9
Theodosian walls (Constantinople), 238, 240
Theophilus Palaeologus, 350
Therapia, fortress of, 253
Thessalonica, kingdom of, 40
Thomas, brother of Constantine Dragases, 201
Time, Eastern mode of reckoning, 351 n.
Timour, ruler of Tartars on Volga, 63
Timour (or Tamerlane: Timour the Lame), 55;
his summons to Bajazed, 112;
his origin and character, 139;
enormous host of followers, ib.;
his career of conquest and barbarism, 139 sq.;
in Egypt, 140;
kept from Jerusalem by a plague of locusts, ib.;
carnage attending his captures, 141;
requests aid from West to crush the Turkish sultan (Bajazed), ib.;
battle of Angora (1402): Bajazed defeated and taken prisoner, 143 sq.;
Timour’s progress in conquest, 145;
horrible cruelties, 147;
his death, ib.;
results of battle of Angora, 147
Trajan, Gate of (Slivnitza), 160
Trebizond: its rulers assumed title of emperor, 5;
the empire put an end to (1461) by Mahomet II., 387;
summary of its history, ib.
Trevisano, Gabriel: leading Venetian commander at the great siege, 220 sq.;
helped in Coco’s scheme, 281;
with his men, is transferred to the defence of the walls at Aivan Serai, 289;
defeats an attack by Zagan, 359;
a prisoner in hands of Turks, 369
Triremes, description of, 234
Turkish mercenaries among defenders in the great siege, 250
Turks, the—Before 1326: Turkish auxiliaries in Greek army, and in Rocafert’s
Catalan band 47 sq.;
their invasion of Europe, 53;
origin and characteristics of the first hordes, 54 sqq.;
how they became Mahometans, 56;
relations with Greek Christians in 1267, ib.;
permanent characteristics of Turkish race, 57 sq.;
domestic life, 59;
a constant stream of immigrants from Central Asia westward, ib.;
their conquests were followed by settlement, but their nomadic character
has remained, 60;
their early chiefs, ib.;
first attacks upon Greek empire, 61;
entry into Europe (1306–07), 62;
progress in Asia Minor, ib.;
other Turkish invaders attack Russia, Poland, and Hungary, 63;
capture of Brousa (1326), 64;
their advance and successes under Orchan and his immediate successors,
98 sqq., 103 sqq., 107 sqq.
Turks, the—After Timour: speedy recovery of their influence and territory after
Timour’s death, 114, 155;
their marvellous success over armies of Central Europe, 130;
their prowess and methods in battle, 135;
in 1402 they had possession of all outside the walls of Constantinople, 137;
deterioration of their armies under Bajazed, 147;
enter Bosnia (1415), 151;
their increased numbers in Europe, 155;
system of establishing military colonies in conquered territories, 189
Turks, the—At the Siege: details of their forces, 222 sqq.;
marvellous discipline and mobility of troops, 229;
their methods of fighting, 230;
Europeans among them, 231;
constitution of Mahomet II.’s fleet, 232 sq.;
number and size of its vessels, 233 n.;
disposition of besiegers’ army, 243;
duties of the fleet, 244;
the batteries of cannon, 244 sq.;
arms and equipment of the men, 251;
their skill in use of cannon, 252;
a naval battle, 257 sqq.;
tactics and manner of fighting 262, 269;
Turks murder captives, 283;
failure of attempts at undermining walls, 291, 295;
results of six weeks of siege, 298;
ardour for final assault, 321;
their fusiliers, 325;
failure of first attacks, 335 sq.;
the great assault by Janissaries, 340 sqq.;
Turks enter the city through a neglected postern, 342;
final charge, 348;
the city captured, 350;
failure of fleet’s operations, 359
Turks, the—After the Capture: Turks’ treatment of the people, 361;
a morning’s massacre, 362;
plunder organised: atrocities of looters, 364 sqq.;
innumerable books destroyed or sold, in mockery, for pence or even
farthings, 367;
not a few Christian renegades among the Turks, 368;
their military reputation enormously increased by the capture, 415;
extension of their power by sea and land, 416;
their piracy and slave trade, ib.;
utter degradation of Constantinople, 417;
treatment of Christians as mere chattels, ib.;
impoverishment due to Turks’ contempt for industry and commerce, 418;
injury they did to religion and learning, 420;
Turks’ treatment of women and marriage, 422 n.;
Turkish misrule, 424;
the conquest had little effect on mass of Turkish population, 425;
their religious intolerance only virulent at intervals, ib.;
only in the art of war have Turks benefited by their neighbours’ example,
426;
present conditions of Christian nations in the vicinity of Turkey, 427
Uglisha, son of Kral Stephen, 105
Union of Orthodox and Roman Churches: details of the strife over, 31 sqq.;
the question revived by Andronicus III., 69 sq.;
Cantacuzenus, 75, 81 sq.;
Anne of Savoy and John V., 89, 91;
Western misconceptions about Orthodox Church, 116;
statement of position of Easterns, 166 sqq.;
Cæsaro-papism, 117;
the position of the popes and the Westerns, 118 sq.;
the great effort at Reunion (1429): details of its progress, 120 sqq.;
decree signed at Council of Florence (1439), 127;
disillusionment of Greeks, ib.;
variations in copies of Decree of Union, 128 and n.;
its formal completion demanded by Nicholas V. as condition of aid given to
Constantine XI., 202;
the Reconciliation service in Hagia Sophia (Dec. 1452), 203 sq.;
dissensions that followed, 204, 300;
the reconciliation was a sham, 205
Unleavened bread (in the Mass): violent controversy about, at Council of Florence,
126
Urban, Hungarian cannon-founder: made a monster bombard or gun for the great
siege, 231;
its conveyance to the city walls, 232;
Urban killed by mishap which destroyed his great gun, 245
Urban IV., Pope: proclaimed (1262) a Crusade against Michael VIII. and against his
allies the Genoese, 31;
diverted the expedition to Palestine, against Tartars, ib.
Urban V., Pope: Crusade against Saracens (1366), 91;
efforts for Union, 91 sq.
‘Valley of the Springs,’ the (now Cassim Pasha), 272
Valois, Charles of; object of his marriage with Catherine of Courtenay, 38;
treaty with Venetians for conquest of Constantinople, ib.;
the design abandoned, 39
Varna, battle of, 165 sqq.
Vataces, John Ducas (1222–54), successor of Theodore Lascaris at Nicaea: his
successful rule, 9, 14;
restricted boundaries of the Latin territory, ib.;
in alliance with Bulgarians, attacks Constantinople, 13;
gets possession of Salonica, ib.
Veccus, patriarch, 33, 37
Vefa Meidan: the pretended burial-place of Constantine at, 355 n.
Venetians: their share in spoil of Constantinople (1204), 2;
save Constantinople from attack of Vataces, 13;
commerce of the city in their hands, 14;
relations with Michael VIII., 32;
treaty of alliance against Constantinople (1306) with Charles of Valois, 39;
later made a truce with Andronicus II., 40;
rivalry with Genoese in the Greek empire, 76;
a battle between them in the Bosporus, 77;
Venetian and Genoese fleets co-operate against Bajazed, 111;
the nations again at war with each other, 112;
Venetians made peace with Murad II., 157;
preparations against the great siege, 220;
their nobles took part in the defence, 221;
Venetians and Genoese associated in it, 247 sq.;
Venetians quarrel during siege with Genoese, 288;
both peoples alike were looked upon by Greeks as interlopers in
Constantinople, 301;
escape of some Venetians from the captured city, 369
Volunteers (Θεληματάριοι), Greek settlers in country behind Constantinople, 18
Wallachs, 149;
treachery at Cossovo-pol, 174
Walls of Constantinople, 238–42
Weapons and implements of warfare: various names for, 251, 269
Western attempts against Turks: reasons for failure, 175;
lack of knowledge of numbers of Turkish fighting men, 176;
low estimate of the Turks as soldiers, ib.;
the lack of concerted action among Western powers, 177
Woolwich Artillery Museum: a great Turkish cannon there, 232 n.
Ximenes, Fernand: head of a body of mercenaries in connection with Roger de
Flor, 43, 48
Zacharia, A. J., Podestà of Galata: his account of the surrender of the town, 371
Zagan Pasha, 243, 271, 291 sqq., 319, 325, 359

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